Der Fall Ursula Herrmann: "Ich hatte sofort große Angst"

Es ist alles noch einmal hochgekommen: Der Tag, an dem ihre Tochter nicht nach Hause kam. "Ich hatte sofort große Angst um sie", berichtet die Mutter von Ursula Herrmann im Zeugenstand. Ihre Tochter starb vor knapp 28 Jahren bei einer Entführung. Was Ursulas Eltern aussagten.
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Werner M. (r.) steht in Augsburg wegen den Mord an Ursula Herrmann (l.) vor Gericht.
dpa / az Werner M. (r.) steht in Augsburg wegen den Mord an Ursula Herrmann (l.) vor Gericht.

AUGSBURG - Es ist alles noch einmal hochgekommen: Der Tag, an dem ihre Tochter nicht nach Hause kam. "Ich hatte sofort große Angst um sie", berichtet die Mutter von Ursula Herrmann im Zeugenstand. Ihre Tochter starb vor knapp 28 Jahren bei einer Entführung. Was Ursulas Eltern aussagten.

Es war ein sehr schwerer Moment für Anneliese Herrmann. Die Mutter der kleinen Ursula berichtete im Zeugenstand: "Ich hatte sofort große Angst um Ursula, als sie nicht pünktlich nach Hause kam. Angst, dass ihr etwas passiert war." Sie habe bei der Polizei angerufen, doch die habe zunächst versucht, die besorgte Mutter zu beruhigen.

Beide Eltern der vor knapp 28 Jahren getöteten Ursula Herrmann mussten im Prozess gegen Werner M. (58), den mutmaßlichen Erpresser und Entführer ihrer Tochter, vor dem Landgericht Augsburg aussagen. Ursula Herrmann war entführt und in einer im Wald vergrabenen Holzkiste versteckt worden. Schon wenige Stunden nach der Entführung erstickte sie in dieser Kiste qualvoll. Ursula Herrmann war vor knapp 28 Jahren entführt und in einer im Wald vergrabenen Holzkiste versteckt worden. Schon wenige Stunden nach der Entführung erstickte sie in dieser Kiste qualvoll. Angeklagt ist neben Werner M. auch dessen vier Jahre ältere Ehefrau wegen Beihilfe.

Die Anwältin der Eltern, Marion Zech, hatte den Ausschluss der Öffentlichkeit beantragt - und setzte sich durch. Der Vorsitzende Richter Wolfgang Rothermel erklärte, der Persönlichkeitsschutz der Eltern habe Vorrang vor dem öffentlichen Interesse. Ein Grund für den Ausschluss: Mutter Anneliese (67) ist sehr krank. So wurden die Eltern an den wartenden Journalisten vorbei über einen Aufzug direkt aus der Tiefgarage in einen Nebenraum des Gerichtssaales gebracht. Denselben Weg nahm 2004 Edmund Stoiber bei seiner Aussage im Max-Strauß-Steuerprozess.

Zunächst sagte Vater Michael (71) aus. Schmal, grauhaarig erschien er im Augsburger Justizgebäude. Gerichtssprecher Karl-Heinz Haeusler: "Es gab keinen Blickkontakt zwischen ihm und dem Angeklagten. Dem Vater war das Bemühen anzumerken, die Fassung zu wahren." Ohne das Geschehene aufzubauschen, habe er geschildert wie schlimm die Entführung für die Familie war, wie man versuchte im Glauben Halt zu finden, normal weiterzuleben. Die drei anderen Kinder seien bald wieder zur Schule geschickt worden, er selber habe auch seine Arbeit als Lehrer wieder aufgenommen.

Die Ruhe von Ursulas Vater

Verteidiger Walter Rubach: "Schon erstaunlich, welche Ruhe und Gelassenheit er ausstrahlt.Seine Aussage war sehr bewegend." Auch die Mutter machte einen gefassten Eindruck auf ihn. "Ich bin von der disziplinierten Familie beeidruckt." Aber viele Details waren nach so langer Zeit nicht mehr deutlich. Michael Herrmann konnte sich aber daran erinnern, dass die Ex-Frau von Werner M. bei ihnen geputzt hätte und dass die Mädchen der beiden Familien miteinander spielten.

Sehr betroffen habe er gewirkt, als ihm die Aufnahmen der Erpresser-Anrufe vorgespielt wurden. Zech sprach von „Dokumenten der Verzweiflung“. Ursulas Eltern hätten zu dem Erpresser gesprochen, seien aber nur auf Schweigen, unterbrochen von einer Radio-Erkennungsmelodie, gestoßen.Ob er aus dem Stand die zwei Millionen Mark Lösegeld hätte zahlen können, wurde Ursulas Vater gefragt. Nein, antwortete er, aber die Nachbarn wollten helfen. Nach ihm wurde seine Frau in den Zeugenstand gerufen. "Sie wirkte sehr mitgenommen", berichtet Haeusler.

Die Angeklagten bestreiten in dem Indizienprozess bislang jede Schuld und Tatbeteiligung. Der Frau wird vorgeworfen, die Erpresserbriefe aus Zeitungsschnipseln zusammengesetzt zu haben, in denen damals zwei Millionen D-Mark Lösegeld gefordert wurden.

Nina Job

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