Der Fall Kini - „Der Mord ist geklärt“
MÜNCHEN/BERLIN - Geschichtsforscher Peter Glowasz will zweifelsfrei beweisen können, dass Märchenkönig Ludwig II. erschossen wurde. Täter? Ein Gendarm. Motiv: Angst vor der Flucht des unter Hausarrest stehenden Monarchen.
Er gibt nicht auf: 123 Jahre nach dem Tod von Ludwig II. will der Berliner Geschichtsforscher Peter Glowasz „in allen Einzelheiten unter Beweis stellen, dass der Märchenkönig tatsächlich ermordet wurde“. Am Vorabend des Kini-Todestages († 13. Juni) soll der „Mordfall Ludwig II.“ aufgeklärt werden. Auch den Mörder will der Forscher identifiziert haben.
Glowasz versucht seit 25 Jahren zu beweisen, dass der Monarch nicht geisteskrank war – und erst recht kein Selbstmörder. Laut gängiger Geschichtsschreibung soll Ludwig II. zuerst seinen Leibarzt und dann sich selbst im Starnberger See ertränkt haben. Für Glowasz und viele Königstreue ist das nicht weniger als eine von mehreren „Jahrhundertlügen“ über den Kini.
Um 18.54 Uhr sollen die Schüsse gefallen sein
Damit soll jetzt Schluss sein. Glowasz will eindeutige Belege dafür haben, dass der Märchenkönig am 13. Juni 1886 um etwa 18.54 Uhr erschossen wurde. Dazu gehören: Eine Erklärung des Münchners Detlev Utermöhle – er ist der Sohn von Walther Utermöhle, dem früheren Direktor der Deutschen Bundesbank. „Ich erkläre hiermit an Eides Statt, dass ich als Zehnjähriger in den 50er Jahren gemeinsam mit meinen Eltern und meiner Schwester den Mantel König Ludwigs II. von Bayern mit zwei Einschusslöchern im Rücken desselben gesehen habe.“ Der Lodenmantel soll von der Reichsgräfin von Wrbna-Kaunitz, Vermögensverwalterin zahlreicher Wittelsbacher, in einer Truhe aufbewahrt worden sein.
Ein anderer Zeuge wird bei Glowasz’ Gedenkabend am 12. Juni in Füssen dabei sein: Fritz Beyhl, Sohn eines früheren Malers im Schloss Nymphenburg. Er berichtet, sein Vater sei Anfang der 1960er Jahre dabei gewesen, als ein Königs-Hemd mit Schusslöchern im Schloss verbrannt wurde. Beweisvernichtung?
Der Forscher fordert eine Untersuchung der Leiche
„Für mich ist der Mordfall jetzt absolut aufgeklärt“, sagt Glowasz. „Ich habe starke Indizienbeweise.“ Die deuten auf einen Einzeltäter hin: den Gendarmen Max Lechl. Er habe wohl gedacht, der unter Hausarrest stehende Kini wolle flüchten...
Auch wenn Glowasz jetzt nach einer halben Ewigkeit Kini-Recherche eigentlich Schluss machen könnte, sagt er: „Ich höre nicht auf.“ Er will immer noch, dass der Leichnam Ludwigs II. untersucht wird. Erst dann finden sie wohl Ruhe – die Königstreuen und ihr Kini.
Julia Lenders