Der Domschatz kommt zurück nach Bamberg...
...doch leider nur als Kopie. Das Sakramentar von Heinrich II. bleibt als Original in München
BAMBERG Dass der Bamberger Domschatz seit der Säkularisation in München verwahrt wird, empört noch immer viele Franken. Nun kehrt zumindest das Faksimile einer mehr als 1000 Jahre alten Prachtschrift in die Bischofsstadt zurück: Das Sakramentar von Kaiser Heinrich II. (973-1024) gehört zu den wertvollsten Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek in der Landeshauptstadt. Die kopierte Ausgabe wird dem Bamberger Erzbischof Ludwig Schick heute von Vertretern des Faksimile-Verlags überreicht.
„Das Sakramentar ist ganz wunderbar gestaltet“, sagt Claudia Fabian, Leiterin der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek. Es enthält die Gebetstexte für Messfeiern. Entstanden ist es kurz nach der Königskrönung Heinrichs im Jahr 1002. 179 beschriebene und aufwändig geschmückte Doppelblätter zeugen von der hohen Kunstfertigkeit der mittelalterlichen Buchmaler. Heinrich selbst gab das Sakramentar im Kloster St. Emmeram in Regensburg in Auftrag. Prachtvoll ist auch der Einband gestaltet, das Elfenbeinrelief zeigt den gekreuzigten Jesus Christus. Er ist allerdings wohl erst später entstanden, sagt Fabian.
Ob Heinrich die Prachthandschrift eigens für Bamberg anfertigen ließ, wo er 1007 ein Bistum gründete, ist unklar. Möglich ist auch, dass das Sakramentar gemeinsam mit dem berühmten Codex Aureus von Sankt Emmeram für feierliche Messen in Regensburg eingesetzt werden sollte.
Im 11. Jahrhundert aber gelangte das Buch nach Bamberg, wo es ein wichtiger Bestandteil des Domschatzes wurde: Bei feierlichen Prozessionen wurde das Buch gezeigt und in wichtigen Gottesdiensten wurde daraus gelesen. Im Zuge der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts kam der kirchliche Domschatz jedoch nach München, darunter einzigartige Reliquienkronen und das Kreuzreliquiar Heinrichs II.
Zahlreiche Stücke aus dem Domschatz übernahmen die Wittelsbacher, nach 1918 gingen diese Schätze in die Wittelsbacher Landesstiftung über. Als 2007 das Erzbistum Bamberg sein 1000-jähriges Bestehen feierte, entflammte ein politischer Streit um den Bamberger Domschatz: Zahlreiche Politiker forderten eine Rückführung der Kostbarkeiten nach Franken. Eine Lösung des Zwists ist noch nicht in Sicht.
- Themen:
- Bayerische Staatsbibliothek