Der Club-Trumpf: Tor-Maschine Mittelfeld
DFB-Pokal: Peer Kluge, Marek Mintal und Youngster Ilkay Gündogan ließen es krachen, während die Stürmer noch ihre Form suchen
NÜRNBERG Dass Michael Oenning einst Stürmer spielte, war am Samstag an der ZDF-Torwand im „Aktuellen Sportstudio“ nicht zu sehen. Unten dreimal glatt vorbei, oben links hieß es dann wie im Biathlon: tief, daneben. Die Studio-Kandidatin traf mit ihrer bizarren Tipp-Kick-Technik und Holper-Anlauf wenigstens einmal – und Freude sich über ein Handy samt 2000-Euro Vertragsbonus.
Wie der Trainer hatten auch die Club-Angreifer ihr Visier beim Pokal-Kick in Dresden falsch justiert. Egal: Dennoch brannten die Dynamos durch. Weil sich beim souveränen 3:0 (2:0)-Sieg das Mittelfeld als Tor-Maschinerie erwies. Peer Kluge, Marek Mintal und Youngster Ilkay Gündogan ließen es krachen, sorgten für einen entspannten Einzug in Runde zwei.
Dynamo-Trainer Kaiser: "Wir waren komplett chancenlos"
„Im Prinzip ist es für mich zweitrangig, wer die Tore macht“, lobt Oenning seine verschnupften Torriecher Albert Bunjaku, Christian Eigler und den eingewechselten Angelos Charisteas sogar indirekt. „Denn wir haben uns zahlreiche Chancen herausgespielt. Da war kein Zufall dabei.“ Wobei auch Antreiber Thomas Broich zwei sehr gute Möglichkeiten fahrlässig in Richtung des strahlend blauem Himmels hämmerte.
Mintal sieht keinen Grund für Panikmache in der Abteilung Attacke. „Dann schießen die Stürmer halt gegen Schalke die Tore“, erklärt der Schütze zum 2:0 lapidar. „Danach haben meine Spieler leider den Glauben an sich verloren“, hadert Dynamo-Trainer Ruud Kaiser. „Nürnberg war uns in puncto Handlungsschnelligkeit, im Stellungsspiel und am Ball weit überlegen. Wir waren komplett chancenlos.“
Trefflich analysiert, wobei davon im ersten Akt noch nicht viel zu sehen war. Mehr Ballbesitz bedeutet nämlich nicht totale Dominanz. Mit vielen Quer- oder unpräzisen Pässenspielen rückt das gegnerische Tor nicht zwingend näher. Zudem war in Sachen Tempo zu wenig Vollgas angesagt. Was Oenning auf die Palme trieb. „Wann ist ein Trainer schon zufrieden?“, stellt er die rhetorische Gegenfrage. Er war es erst nach der Gardinenpredigt – größtenteils.
Bunjaku: "Gegen Schalke müssen wir einen Zahn zulegen"
„Kräfte sparen“, gibt Kapitän Andy Wolf zu, wollten die Cluberer nach dem 2:0, als noch keine halbe Stunde gespielt war. „Dass es so souverän wird, hätte ich nicht gedacht“, sagt auch Torhüter Raphael Schäfer, der aufgrund großspuriger Töne im Vorfeld aus Dresden mit „mehr Gegenwehr“ gerechnet hatte.
„Gegen Schalke müssen wir einen Zahn zulegen“, weiß Fahrkarten-Knipser Bunjaku. „Wir werden die Woche gut gebrauchen können“, pflichtet ihm Oenning bei. Es muss ja nicht gleich dreimal unten und dreimal oben hinter der Schalker Wand Manuel Neuer einschlagen. Markus Löser
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