"Der Club is a Depp"

Peinliche 0:4-Blamage beim Hamburger SV. FCN-Trainer Hecking: "Wir haben alle Fehler gemacht." Torwart Schäfer hat den Glauben im Abstiegskampf noch nicht verloren
HAMBURG Da standen sie nun vor dem Mannschaftsbus und blockierten. Wie man es eben so macht in der Bundesliga, wenn die Enttäuschung ganz besonders groß ist. Ein Häuflein Fans des 1. FC Nürnberg machte seinem Unmut nach der deprimierenden 0:4 (0: 3)-Klatsche beim heftig angeschlagenen Hamburger SV Luft: `Wir ham' die Schnauze voll!" Nach der vierten Niederlage in Folge stürzte das Team vor dem letzten Spieltag auf Relegationsplatz 16, der achte Abstieg in der Bundesligageschichte wird immer wahrscheinlicher.
"Endspiel gegen Köln"
„Der Club is a Depp“ heißt es in Franken. Und genauso hat er sich präsentiert in der Hansestadt, wo die Nerven nach einer völlig verkorksten Rückrunde, der Entlassung von Trainer Bruno Labbadia und dem erst am Donnerstag dramatisch geplatzten Traum vom Europa-League-Finale in der eigenen Arena bloß lagen. „Wir haben jetzt am letzten Spieltag zu Hause ein Endspiel gegen Köln“, sagte Trainer Dieter Hecking, „wenn wir aber noch einmal solche Leistung bringen, wird das auch nichts.“
Hecking hatte in Maxim Choupo-Moting, Albert Bunjaku und Ilkay Gündogan drei offensiv orientierte Spieler aufgeboten. Nürnberg wollte mitspielen in Hamburg, statt wie alle anderen beim HSV in den letzten Wochen erfolgreichen Teams tief in der Verteidigung zu stehen. So boten sich Räume, die die Gastgeber durch Jonathan Pitroipa (10.), Mladen Petric (19./25.) und Ruud van Nistelrooy (73.) nutzen konnte. „Wir haben alle Fehler gemacht“, sagte Hecking, „wir wollten eng stehen, den HSV in Zweikämpfe verwickeln und dann nach hinten raus Chancen bekommen.“
Einstellung? Ein Fremdwort
Seine Spieler haben bei dieser Einstellung aber entweder nicht zugehört, oder sie haben den angeschlagenen Gegner nicht wirklich ernst genommen. „Wir haben uns so viel vorgenommen, aber nichts umgesetzt. Das ist eine Kopfsache“, sagte Torwart Raphael Schäfer, der mit einigen Paraden ein noch höheres Debakel verhinderte, „ich glaube noch an die Mannschaft, aber es wird jetzt sehr schwer.“
So waren die Nürnberger der ideale Gegner für den HSV, um wenigstens ein bisschen Versöhnung mit dem eigenen Anhang zu feiern. Unter Interims-Trainer Ricardo Moniz kämpften die Herren mit der Raute wieder und zeigten Laufbereitschaft. „Es war wichtig, hier trotz allem einen versöhnlichen Abschluss hinzubekommen“, sagte Petric, „der Trainer hat eine Super-Arbeit gemacht, ich kann ihn mir als Cheftrainer für die kommende Saison vorstellen und glaube, dass auch andere Spieler so denken.“ sid