Der Chefaufklärer im Fall Guttenberg ist tot

Er wies Karl-Theodor zu Guttenberg "evidente Plagiate" in der Doktorarbeit nach: Am Sonntag wurde der Bayreuther Uni-Präsident beim Joggen von der Stadtbahn erfasst.
von  dapd
Rüdiger Bormann ist beim Joggen in Köln verunglückt.
Rüdiger Bormann ist beim Joggen in Köln verunglückt. © dapd

Er wies dem Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg "evidente Plagiate" in dessen Doktorarbeit nach: Am Sonntag wurde der Bayreuther Uni-Präsident beim Joggen in Köln von Stadtbahn erfasst.

Bayreuth/Köln - „Die Promotionskommission hat beschlossen, Freiherrn zu Guttenberg den Doktorgrad zu entziehen.“ Mit diesem Satz läutete Rüdiger Bormann vor fast zwei Jahren das vorläufige Karriereende des damaligen Verteidigungsministers ein. Der Präsident der Universität Bayreuth machte sich als Aufklärer in der Affäre um die abgeschriebene Dissertation des CSU-Politikers Karl-Theodor zu Guttenberg bundesweit einen Namen. Am Sonntag kam Bormann im Alter von 60 Jahren bei einem tragischen Unfall ums Leben. Er wurde beim Joggen in Köln von einer Stadtbahn erfasst und getötet.

Der gebürtige Bremer hatte an der Universität Göttingen studiert, wo er 1979 auf dem Gebiet der Metallphysik promovierte. Viele Jahre leitete er an der Technischen Hochschule Hamburg das Institut für Werkstoffphysik. Im Juli 2008 wurde Bormann zum Präsidenten der Uni Bayreuth gewählt. Das Amt trat er 2009 an.

Mitte Februar 2011 wurde bekannt, dass die Doktorarbeit des berühmtesten Absolventen der Hochschule womöglich in weiten Teilen aus Plagiaten besteht. Bormann stand vor der schwierigen Aufgabe, die Vorwürfe gegen Guttenberg sorgsam zu prüfen – und den Ruf der Universität zu wahren.

Ein guter Krisenmanager

Bormann handelte überraschend schnell und konsequent: Umgehend ließ er den Imagefilm mit Guttenberg von der Homepage der Universität löschen, bevor er schon wenige Tage später verkündete, dass Guttenberg seinen Doktortitel los ist. Es sei unbestritten, dass der Minister gegen wissenschaftliche Pflichten in erheblichem Umfang verstoßen habe.

Die entscheidende Frage, ob Guttenberg absichtlich getäuscht hat, blieb zunächst offen. Bormann wusste, dass dazu in der Öffentlichkeit klare Worte von ihm erwartet wurden. Doch unter Druck setzen ließ er sich nicht:

Die Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“, die Bormann geschickterweise auch mit externen Experten besetzte, sollte ganz in Ruhe die 450 Seiten dicke Dissertation durchforsten. Versuche von Guttenbergs Anwälten, die Veröffentlichung des Abschlussberichts zu verhindern, blockte der Uni-Präsident ab.

Im Mai präsentierte er das Ergebnis: Dass der Politiker vorsätzlich getäuscht hat. „Evidente Plagiate“ hätten sich über die ganze Arbeit verteilt gefunden.

Die Universität bescheinigte Bormann am Montag, in der Causa Guttenberg durch „sachorientiertes und auf Transparenz bedachtes Management“ überzeugt zu haben. Bormann war es in der Affäre zweifellos gelungen, Schaden von der Universität abzuwenden – und vom Wissenschaftssystem insgesamt. In dem Abschlussbericht der Universität finden sich zahlreiche Vorschläge, wie Plagiatsfälle in Zukunft verhindert werden können. 

 

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