Der bayerische Igel ist in Gefahr: Mit diesen Tipps können Sie ihm helfen

Das Tier könnte künftig vom Aussterben bedroht sein – vor allem in Bayern. Woran das liegt und wie jeder mit Tipps vom LBV etwas zu seiner Rettung beitragen kann.
Maximilian Neumair |
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Ein Braunbrustigel lugt aus einem für ihn gebauten Igelhaus hervor. Er gilt erstmals als "potenziell gefährdet".
Ein Braunbrustigel lugt aus einem für ihn gebauten Igelhaus hervor. Er gilt erstmals als "potenziell gefährdet". © imago

München - Für Naturfreunde ein vertrautes Geräusch: Es raschelt im braun-gelben Laub unter den kahlen Bäumen. Der Igel sucht Nahrung, die letzten Vorbereitungen für seinen Winterschlaf laufen. Doch viele der Tiere überstehen diesen nicht oder sterben schon davor. Laut Bund Naturschutz in Bayern verlieren jedes Jahr 40 bis 80 Prozent der Jungigel während ihres ersten Winters ihr Leben.

Der Bestand der westeuropäischen Igel, auch Braunbrustigel genannt, nimmt ab – deshalb steht das Tier erstmals auf der internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als "potenziell gefährdet". Insbesondere in Bayern hat es das kleine Stacheltier schwer: Die Population ist hier in den letzten Jahren laut IUCN um die Hälfte zurückgegangen.

Biologin: "Wir müssen unseren Flächenfraß eindämmen"

Dass es so schlecht um den Igel steht, liegt an mehreren Faktoren. So macht etwa das Insektensterben dem Tier schwer zu schaffen, weil das verfügbare Futter so stetig knapper wird. Dazu trägt auch bei, dass "immer mehr versiegelt und verbaut wird, Gärten verloren gehen und nicht mehr naturnah gestaltet werden, sondern Beton- oder Schotterwüsten sind", sagt Angelika Nelson, Biologin beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), im Gespräch mit der AZ.

Sie fordert deshalb: "Wir müssen versuchen, unseren Flächenfraß einzudämmen." Gerade in den Städten brauche es mehr große Parks mit Bäumen, Hecken und heimischen Pflanzen.

So können Sie dem Igel in Ihrem Garten helfen

Aber auch der Einzelne kann seinen Teil dazu beitragen, dem stacheligen Gartenbewohner den Alltag zu erleichtern. Der LBV gibt mehrere Tipps:

  • Versteckmöglichkeit bieten: Laub- und Reisighaufen, große Steine oder dichte Büsche sind für die Igel als Lager ideal – und auch für viele andere Tiere. Das heißt für Gartenbesitzer: Auf große Aufräumarbeiten fortan verzichten, ansonsten könnten die Igel erwachen und herumirren. Gerade die noch unerfahrenen Jungigel tun sich laut Nelson schwer, ein sicheres Versteck zu finden, das ausreichend isoliert ist. Auch ein selbstgebautes oder gekauftes Igelhaus ist ein nützlicher Unterschlupf. Dieses sollte dann in einer ruhigen, schattigen und trockenen Gartenecke platziert werden, etwa unter Hecken oder Bäumen. Eine Anleitung dazu findet sich auf der Webseite des Bund Naturschutzes unter "Igelhaus im Garten selbst bauen".
Laubberge können Igeln als Unterschlupf im Winter dienen.
Laubberge können Igeln als Unterschlupf im Winter dienen. © Florian Schuh/dpa
  • Igelfreundlich pflanzen: Die Tiere fühlen sich besonders dort wohl, wo viele Blumenwiesen, Hecken und Stauden wachsen. Wer es so richtig gemütlich für die Igel machen will, der könnte eine "kleine wilde Ecke" im Garten einrichten, in der die Natur wachsen darf, wie sie will und so etwa ein Dickicht bilden kann. Dort findet der stachelige Nachbar dann Nahrung, ein Versteck und genügend Material, um damit ein Nest für den Winter zu bauen. Der World Wide Fund for Nature (WWF) weist zudem darauf hin, dass Herbstlaub als Dünger fürs nächste Frühjahr dient. Nur auf dem Gehweg vor der Haustür sollten die Blätter zügig entfernt werden, weil es dort durch den Herbstregen gefährlich rutschig werden kann.
  • Igeleingang schaffen: Gartenzäune sind für die Stacheltiere so etwas wie Burgmauern. Damit sie in ihren Verstecken Unterschlupf finden können, brauchen sie einen eigenen Durchgang. Der sollte etwa zehn mal zehn Zentimeter groß sein und sich natürlich in Bodennähe befinden.

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  • Keine Mähroboter oder Gifte einsetzen: Igel sind vor allem abends und nachts auf Nahrungssuche. Der LBV rät daher, Mähroboter nicht nach Einbruch der Dämmerung arbeiten zu lassen, denn die Maschinen können die Tiere tödlich verletzen. Auch auf Gifte – egal ob chemisch oder biologisch – sollten Igelfreunde besser verzichten. Denn die Tiere fressen vor allem Käfer, deren Larven und Schnecken. "Somit kann er vermeintliche Schädlinge auf natürliche Weise in Schach halten", heißt es vom LBV.
  • Nahrung in Notfällen bereitstellen: Wer jetzt noch untertags einen Igel sehe, könne ihm Katzenfutter in sein Häuschen stellen, empfiehlt Biologin Nelson. Wenn die Tiere zu dieser Jahreszeit noch umherwandern, sei das ein Zeichen dafür, dass sie noch nicht genügend auf den Winter vorbereitet sind. Katzenfutter sei für den Igel jedoch recht einseitig, weshalb es wichtiger wäre, seinen Lebensraum zu erhalten, damit er sich möglichst verschiedene Käfer schmecken lassen kann.

Damit der LBV weiterhin fest im Blick hat, wie es dem Igel geht, lassen sich unter www.igel-in-bayern.de Sichtungen von toten und lebenden Igeln melden.

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  • Bongo am 08.11.2024 18:13 Uhr / Bewertung:

    Antwort an Monaco Flote:
    Die Zuwanderung nach Bayern ist seit Jahrzehnten ungebrochen (obwohl manche stetig behaupten, wie schlecht hier alles ist) und wird allen Prognosen zufolge so weitergehen. Daß dies bedeutet, daß „ immer mehr versiegelt und verbaut wird“, ist doch wohl logisch. Die nötigen Wohnungen und Infrastruktur auf die Wolken bauen, funktioniert nämlich nicht!

  • FRUSTI13 am 08.11.2024 20:58 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Bongo

    Wenn man in München endlich mal mit der 3 Stockwerke Schachtelbauweise aufhören würde, wäre auch schon mal was gewonnen!

  • AufmerksamerBürger am 07.11.2024 18:22 Uhr / Bewertung:

    Die riesigen Monokulturflächen mit Mais, Raps, Gras usw. für die Biogaserzeugung sind für Insekten ein einziges Ödland.

    Energie wird kaum gewonnen, Nahrungsmittel müssen importiert werden, die Natur verödet, Grüne Ideologien sind zufrieden und werden vom Volk immer wieder gewählt.
    Schade für die kleinen Igel, aber sie werden rücksichtslos den grünen Herrschern geopfert.

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