Der Bär-Bodyguard im Nürnberger Tiergarten

Bitte ruhe! Zoo-Chef lässt das Gehege von Eisbär-Mama Vera scharf von Sicherheitsleuten bewachen – Besucher reagieren positiv
von  Abendzeitung

Bitte ruhe! Zoo-Chef lässt das Gehege von Eisbär-Mama Vera scharf von Sicherheitsleuten bewachen – Besucher reagieren positiv

NÜRNBERG Bauzäune schirmen das Gehege von Eisbärin Vera ab. Davor steht ein Schild mit einem durchgestrichenen Handy und Fotoapparat sowie der Bitte um Ruhe. Mehr noch: Sogar ein Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes patrouilliert an den Absperrungen. Nach der Geburt von zwei Eisbärenbabys hat der Nürnberger Tiergarten Veras Gehege zu einem Sicherheitstrakt umgewandelt. Niemand darf es betreten, vor allem Fernsehkameras und Fotografen werden der Eisbärendame vom Leib gehalten.

Eisbären vernachlässigen oder fressen ihren Nachwuchs, wenn sie sich in den ersten Wochen nach der Geburt gestört fühlen. Und ein ähnliches Drama wie zu Jahresbeginn, als Eisbärenmutter Vilma ihre beiden Babys auffraß und Vera dann ihr Junges weggenommen werden musste, soll sich bei Flockes Geschwistern nicht wiederholen.

Bislang hat der kräftige Eisbären-Bodyguard wenig Arbeit. Die Besucher hielten sich bis jetzt an die Auflagen, berichtet er. Für den Sicherheitsdienstmann ist sein derzeitiger Einsatz eine ganz neue Erfahrung. „Normal habe ich nichts mit Eisbären zu tun“, sagt er. Viel mehr will er nicht preisgeben, auch seinen Namen nennt er nicht.

Ein Geheimnis macht der Tiergarten auch aus der Zahl der Sicherheitsleute, die für die Eisbären in Einsatz sind. Das werde nicht verraten, sagt Tiergartensprecherin Nicola Mögel.

Die Besucher hätten auf die Absperrungen vor dem Eisbärengehege positiv reagiert, erläutert sie und betont: „Alle sind zwar über den Nachwuchs ganz begeistert, die meisten wollen aber, dass die Tiere jetzt noch in Ruhe gelassen werden.“ Der Tiergarten hoffe, den Besuchern im März oder April gesunde junge Eisbären zeigen zu können.

Nur die Robben im Gehege neben den Eisbären halten sich nicht an das Ruhegebot: Ihr lautes Geheule erfüllt immer wieder die Anlage.

Davon lässt sich Eisbärenmama Vera allerdings nicht stören. Sie genießt vor dem Eingang der Geburtshöhle die Sonnenstrahlen. Von weitem beobachten sie dabei zwei Zoo-Besucherinnen, die sich Sorgen um den Nachwuchs machen. Eine der Frauen fürchtet, die Eisbärendame könnte Flockes Geschwister fressen. „Vera hat halt so ihre Eigenart“, kommentiert sie. Die andere Frau erkundigt sich in gebrochenem Deutsch beim Sicherheitsmann, ob das Vera sei. Dieser bejaht und erklärt ihr, dass die Eisbärin Nachwuchs bekommen habe und darum Ruhe brauche. „So ist das bei jungen Müttern“, erwidert sie. Der Sicherheitsmann stimmt lapidar zu: „Eben wie im richtigen Leben.“ R. Bauer

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