„Der Airbus A380 – er ist ein Flugzeug der Superlative!“

Lufthansa-Chefpilot Jürgen Raps über den neuen Super-Jet, mit dem er das deutsche National-Team nach Südafrika brachte, über die Aussichten der Mannschaft – und seine fränkische Heimat
von  Abendzeitung
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Lufthansa-Chefpilot Jürgen Raps über den neuen Super-Jet, mit dem er das deutsche National-Team nach Südafrika brachte, über die Aussichten der Mannschaft – und seine fränkische Heimat

AZ: Sie sind nicht nur ein erfolgreicher Luftfahrt-Manager, sondern auch ein Fußball-Fan. Kommen die Deutschen ins WM-Endspiel?

JÜRGEN RAPS: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielt erfrischend, unbeschwert, mit einer tollen Einstellung. Die lassen sich nicht die Butter vom Brot nehmen!

Also wird es ein WM-Endspiel mit deutscher Beteiligung geben?

Ich trau der Mannschaft das absolut zu! Bevor ich mit den Nationalspielern in unserer nagelneuen A380 am 6. Juni nach Johannesburg gestartet bin, da habe ich der Mannschaft versprochen, sie persönlich wieder in Südafrika mit unserem Flaggschiff abzuholen – wenn sie Weltmeister geworden sind!

Und der fränkische Fußball, interessiert Sie der?

Sicher, mein Herz hängt am Club, immer noch, seit mich mein Vater vor rund 50 Jahren ins Städtische Stadion nach Nürnberg mitgenommen hat. Aber man hat’s nicht immer leicht mit dem Club!

"Mit fünf Jahren wusste ich: ,Ich werde Pilot!’"

Sie sind in Ihrer Geburtstadt Bayreuth heute noch bei Luftfahrt-Freunden als hervorragender Segelflieger bekannt. Wann begann eigentlich Ihre Flug-Karriere?

Als ich mit fünf Jahren bei einem Flugtag am Bindlacher Berg in Bayreuth mit meinem Vater in einer einmotorigen, damals nagelneuen Do 27 zu einem Rundflug über Oberfranken gestartet bin. Da habe ich hinterher genau gewusst: ,Ich werde Pilot!’

Und dann sind Sie als Gymnasiast Segelflieger geworden?

Ja, mit 13 Jahren bin ich dann über dem Bindlacher Berg gekreist und später auch auf dem Flugplatz Burg Feuerstein gelandet und gestartet.

Sind Sie heute noch Segelflieger?

Nein, seit langem nicht mehr. Segelfliegen ist sehr zeitaufwändig. Ich fliege zwar Airbus A340, A330 und die neue A380 – aber mein Segelflugschein ist verfallen.

Als Pilot im Segelflugzeug oder im Riesenflieger A380 – was ist der Unterschied?

Ich meine das ernst: Die Unterschiede sind gar nicht so groß! Also, erstmal: Die aerodynamischen Gesetze bei einer A380, einem Segelflugzeug oder einem Eurofighter sind grundsätzlich gleich.

Große Badezimmer als Highlight für First-Class-Passagiere

Und die Geräusche?

Die neue A380 ist absolut leise, die Geräusche in der Maschine sind unglaublich gedämpft. Man denkt, so ein riesiger doppelstöckiger Airbus wie die A380, das ist eine träge Masse, ein behäbiges Flugzeug, das sich kaum vom Boden lösen kann. Falsch! Die A380 ist wendig, agil und reagiert sehr, sehr schnell auf Befehle aus dem Cockpit! Ein wunderbares Flugzeug!

Was ist nun das Neue, das Außergewöhnliche für Passagiere, die mit dem neuen Riesenvogel unterwegs sind?

Es gibt viele interessante Details, beispielsweise in der First Class. Ein Highlight in unserem neuen Lufthansa-Flaggschiff sind beispielsweise die beiden großen Badezimmer für First-Class-Passagiere. Die Badezimmer – mit großen Waschbecken und abgeteiltem Toilettenbereich – wurden von uns zusammen mit Kunden in Workshops entwickelt.

Gut – First Class. Aber in der Economy-Abteilung, gibt es da auch was angenehm Neues?

Wir haben mit der A380 erstmalig auf der Langstrecke einen neuen Sitz für die Economy Class entwickelt – erstmalig in Zusammenarbeit mit Experten des Lehrstuhls für Ergonomie der Technischen Universität München und renommierten Designern. Die Passagiere in der Economy Class genießen in der A380 mehr persönlichen Freiraum. Jeder Fluggast hat im neuen Lufthansa-Großraum-Jet an seinem Sitzplatz einen eigenen Bildschirm.

Und das Ein- oder Aussteigen aus dem Riesen-Airbus, dauert das nicht alles deutlich länger als bei anderen Maschinen?

Das geht sehr schnell: Gut eine halbe Stunde Zeit plant Lufthansa für das Zwei-Ebenen-Boarding. Eine Stunde vor Abflug betritt die Crew die Maschine, 40 Minuten vor Takeoff kann das Boarding der Passagiere gestartet werden.

Noch ein Wort zur Umweltverträglichkeit.

Groß und leise, schnell und sparsam – so lässt sich der fliegende Riese umschreiben. Der Airbus A380 erzielt Bestnoten: Er fliegt trotz seiner beeindruckenden Ausmaße und seines maximalen Startgewichts von über 550 Tonnen leiser als zum Beispiel eine Boeing 747 und verbraucht extrem wenig Treibstoff.

Mit Vollbesetzung wieviel Sprit auf 100 Kilometer?

Nur noch rund drei Liter Kerosin pro Passagier auf 100 Kilometer – das ist ein neues Kapitel in der Luftfahrtgeschichte.

Und die Zukunft in der Fliegerei – wie sieht die Ihrer Meinung nach aus?

Der große Airbus A380 wird eine große Zukunft haben, wahrscheinlich bald auch mit einer verlängerten Form – die wird schon entwickelt. Diese A380 wird in Zukunft die Verbindung zwischen sehr großen Flughäfen herstellen, beispielsweise jetzt schon zwischen Tokio und Frankfurt. Hier gibt es ein sehr großes Passagieraufkommen, aber kaum noch zusätzlich Start- und Landemöglichkeiten. Es fehlen also oft Zeitfenster für Starts und Landungen – so können auf solchen Airports zusätzliche Flüge nicht angeboten werden. In diesem Umfeld bietet unser neuer Airbus die einzige Möglichkeit, mehr Sitze zur Verfügung zu stellen. Ein wesentliches Kriterium für die Auswahl der A380-Zielorte stellt also die strategische Bedeutung einzelner Destinationen im Streckennetz der Lufthansa dar. Das sind Märkte, die auch für die deutsche Wirtschaft absolut wichtig sind.

Der "Bairaader" ist Wagner-Fan

Können Sie uns noch mit einigen außergewöhnlichen Zahlen vom neuen Mega-Airbus überraschen?

Die A380 – sie ist das Flugzeug der Superlative! Unser Riesen-Flugzeug hat beispielsweise – raten Sie mal – 220 Kabinenfenster! Und 16 Türen! Es gibt 530 Kilometer Kabel und 40300 Stecker, 550 Quadratmeter Teppich wurden verlegt. Das Flugzeug besteht aus über vier Millionen Einzelteilen, die von 1500 Firmen aus 30 Ländern geliefert wurden.

Sie waren Anfang Juni einige Tage mit der neuen zweistöckigen Maschine in ganz Europa unterwegs, sind in Wien, Linz, Leipzig oder München gelandet oder gestartet, was fiel Ihnen da besonders auf?

Die riesige Faszination, die unser neues Flugzeug bei den Menschen ausgelöst hat! Es waren Zehntausende, die gekommen sind, um dieses Flugzeug starten oder landen zu sehen. Das hat mich sehr überrascht, man konnte die vielen Zuschauer aus dem Cockpit sehr gut sehen. Wieviele Menschen da auf das Flugzeug blickten, man hält das wirklich kaum für möglich!

Warum entwickeln Menschen eine derart große Faszination für ein Flugzeug?

Es ist wahrscheinlich noch immer so, dass man es grundsätzlich kaum für möglich hält, dass sich eine solche Riesenmaschine in die Lüfte erhebt, sicher landet und ebenso sicher auch wieder startet!

Sie sind ein viel beschäftigter Luftfahrt-Manager – sitzen Sie eigentlich regelmäßig im Cockpit?

Mein Cockpit oder Flugzeug ist auch der Schreibtisch in Frankfurt und München. Aber demnächst werde ich wieder eine A340 nach Chicago fliegen, so zwei Touren monatlich im Cockpit kommen schon zusammen.

Bei Ansagen aus dem Cockpit fühlen sich Passagiere aus Franken besonders wohl – Ihren leicht oberfränkischen Dialekt pflegen Sie 38 Jahre nach dem Wegzug aus Bayreuth immer noch.

Nicht pflegen, obber Bairaaderisch (,Bayreutherisch’) konn iech fei immä noch! Vor allem, wenn ich länger als zwei Tage in Bayreuth bin, bei meinen Cousins oder Cousinen. Das ist pro Monat doch wenigsten einmal, dass ich in Bayreuth bin. Auf jeden Fall im Sommer, wenn die Wagner-Festspielzeit beginnt. Ich bin nämlich ein großer Klassik-Fan, liebe die Opern von Richard Wagner und bin Mitglied in der „Gesellschaft der Freunde von Bayreuth“.

Und die „kulinarische Franken-Pflege“ – gibt’s die eigentlich auch?

Ich mag – das verrate ich jetzt – am liebsten original fränkische Bratwürste aus Bayreuth oder vom Landmetzger – in einem fränkischen Wirtshaus. Oder ich bummle über den Bayreuther Markt und kauf’ mir einfach ein Paar Bratwürste im Brötchen. Vor kurzem war ich im Nürnberger Bratwursthäusle und habe dort die Rostbratwürstchen genossen – es war einfach wunderbar!

Interview: Leo Loy

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