Den Bartgeiern auf der Spur: "Wally" fliegt am Königssee

Die AZ hat sich auf die Suche nach den Giganten der Lüfte begeben. Und sie ist fündig geworden: "Wally" ist am Königssee.
von  Leonie Fuchs
Bartgeier "Wally" (rechts) zieht mit einem Steinadler ihre Kreise.
Bartgeier "Wally" (rechts) zieht mit einem Steinadler ihre Kreise. © Marcel Kahner

Königssee - Wir geben es zu, die AZ fiebert mit um Bayerns Bartgeiermädels. Seit Beginn im Juni 2021, als die zwei flauschigen Jungvögel "Wally" und "Bavaria" im Nationalpark Berchtesgaden von Toni Wegscheider, Projektleiter des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), und seinen Kollegen ausgewildert wurden.

Doch seit dem Jahreswechsel heißt es warten auf ein Lebenszeichen - denn die GPS-Sender, durch die eigentlich ihre Flugrouten verfolgt werden können, geben kein Signal mehr.

Marcel und Karin Kahner haben Bartgeier "Wally" gesichtet.
Marcel und Karin Kahner haben Bartgeier "Wally" gesichtet. © privat

Nun aber zur guten Nachricht: Die AZ hat "Wally" gefunden! Durch einen Tipp wurden wir auf das Vogelbeobachtungsportal "ornitho.de" aufmerksam und die Sichtung des Ehepaars Kahner aus Fürth. "Anhand der Flügelmarkierung als Bartgeier 'Wally' identifiziert", heißt es dort.

Marcel Kahner aus Fürth: "Ich wusste, das muss der Bartgeier sein"

"Wir haben letzte Woche im Berchtesgadener Land Urlaub gemacht", sagt die 44-jährige Karin Kahner der AZ. Die ornithologisch interessierten Hobby-Fotografen konnten es kaum glauben, als sie bei ihrer Wanderung am 1. Januar mittags aus der Baumgrenze in Richtung der Eiskapelle am Königssee hinauskamen.

"Ich habe nach oben geschaut, und plötzlich flog da was", sagt Marcel Kahner (41), der in der IT arbeitet. "Ich dachte, das sieht größer aus als ein Bussard oder Steinadler, habe die Kamera ausgepackt und draufgehalten", sagt er. "Ich wusste, das muss der Bartgeier sein."

Die Softwareentwicklerin Karin Kahner hatte von den Bartgeier-Damen schon gelesen. "Ich habe aber nicht damit gerechnet, dass wir sie sehen", sagt sie. "Wir waren total aufgeregt - ich weiß nicht, wie lange wir dort stehengeblieben sind und sie beobachtet haben."

Toni Wegscheider ist froh, dass es "Wally" gut geht

Anhand der Flügelmarkierungen, die auf der LBV-Webseite beschrieben sind, konnten sie den Vogel, der eine Flügelspannweite von 2,80 Metern misst, als "Wally" identifizieren.

"Ich habe sogar ein Foto von ihr mit einem Steinadler erwischt, wo man gut den Größenunterschied sieht", sagt der Vogelkundler stolz, der Bartgeier bislang nur im Nürnberger Tiergarten gesehen hat.

"Ein Preisfoto", findet LBV-Bartgeier-Experte Wegscheider. "Es ist einfach schön, 'Wally' wieder bei uns zu haben", sagt er der AZ. "Wir sind total glücklich, dass es ihr gut geht."

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Die Seite "ornitho" beobachte er seit einiger Zeit, daher habe er von der Sichtung des Paars bereits gewusst. Der LBV-Kreisvorsitzende, der die majestätischen Riesen seit dem Schlüpfen im März letzten Jahres begleitet, habe keinen Zweifel daran gehabt, dass seine Geiermädels wohlauf sind.

Zusätzlich seien die Bartgeier mit einem VHF-Sender ausgestattet, der jedoch nur eine Reichweite von zehn Kilometer habe. "Man muss also relativ nah an den Mädels dran sein, um Positionsmeldungen zu erhalten."

Bayerische Alpen: Weitere Bartgeier sollen kommen

Zur abenteuerlustigen "Bavaria", die gerne weite Strecken zurücklegt, herrscht seit sechs Wochen Funkstille. "Nicht ideal", so Wegscheider. Aktuell sei Gamsschuss-Zeit in den Alpen. Die bleihaltige Munition stelle eine Gefahr für die Aasfresser dar, ebenso wie etwa Lawinen.

Das Auswilderungsprojekt von LBV und Nationalpark Berchtesgaden ist Teil eines großen Zuchtprojekts, bei dem seit 1986 im Alpenraum Bartgeier ausgewildert werden.

Im Rahmen dessen sollen in den nächsten zehn Jahren jährlich zwei weitere Bartgeier in den bayerischen Alpen folgen. Laut Statistik werde mindestens einer von zehn sterben, sagt Wegscheider. "Das gehört leider zum Leben eines Bartgeiers dazu." Doch der Bartgeier-Papa ist sich sicher: Auch "Bavaria" geht es gut - was ihm jedoch noch fehle sei das Beweisfoto. Die AZ sucht freilich weiter mit.

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