Demos gegen Rechts: Ganz so friedlich waren sie doch nicht
3000 zogen durch Fürth und Nürnberg. Böller und Flaschenwürfe trübten den Protest
NÜRNBERG/FÜRTH Emine (35) und Ahmet (11) mussten nicht nur einmal in Deckung gehen: Die Nürnberg-Fürther Doppel-Demo gegen rechtsextreme Umtriebe in der Region, die vor einem Monat ihren traurigen Höhepunkt in der brutalen Attacke auf einen 17-Jährigen im U-Bahnhof Plärrer hatten, blieb nicht völlig gewaltfrei. Böller- und Flaschenwürfe gefährdeten Polizisten. Und auch die friedliche Mehrheit der Demonstranten...
Insgesamt waren knapp 3000 Menschen auf der Straße: Bei beiden Protestzügen liefen Mitglieder des Solidaritäts-Komitees – darunter Emine und ihr Sohn – vorneweg. Dahinter formierte sich der „Schwarze Block“. Noch weiter hinten eine bunte Mischung von Nazi-Gegnern.
Das erste Mal drohte die Situation in der Fürther Ludwig-Erhard-Straße zu eskalieren, als der Demo-Zug eine Kneipe passierte, die als Treffpunkt von Neonazis verschrien ist. Spezialeinheiten der Polizei sperrten die Straße ab. Es gab Gerangel. „Warum wollen die mit der Polizei kämpfen?“, fragte Ahmet. Emine wusste keine Antwort.
Als die Demonstranten einige Stunden später die Nürnberger City durchquert und den Kornmarkt erreicht hatten, lag erneut Ärger in der Luft: Wenige Meter vom Gewerkschaftshaus entfernt verkauft in der Kurt-Schumacher-Straße der „Tønsberg“-Laden Kleidung, die bei Neonazis beliebt ist.
Hunderte Polizisten hatten von allen Seiten den Zugang abgeriegelt. Ein paar Dutzend militanter Demo-Teilnehmer wollte das Areal stürmen. Friedliche Demonstranten stellten sich zwischen Chaoten und Polizei, versuchten zu deeskalieren. Trotzdem gab es Rangeleien. Die Beamten setzten Pfefferspray ein. Eine leere Bier-Flasche, die aus den hinteren Reihen in Richtung Polizei geschleudert wurde, traf stattdessen eine Demonstrantin am Kopf. Sie brach zusammen, wurde von Ordern weggeschleppt und musste in die Klinik eingeliefert werden.
Außerdem erlitten sieben Polizisten wegen der Böller ein Knalltrauma. Einer wurde durch einen Fußtritt verletzt. „So etwas hilft uns doch wirklich nicht weiter“, stellt Emine fest. So ist es. Steffen Windschall