Demo: 30.000 gegen schwarz-gelben Kahlschlag

Sternförmiger Zug zum Kornmarkt, wo gerechtere Löhne, ein solidarisches Gesundheitssystem, Verzicht auf die Rente mit 67 und qualifizierte Bildung und Ausbildung gefordert wurden
NÜRNBERG Sie hatten 15.000 erwartet – doch am Samstag demonstrierten doppelt so viele Menschen in Nürnberg gegen den sozialen Kahlschlag von Schwarz-Gelb! 30.000 sorgten auf dem Kornmarkt und dem Hallplatz für einen lautstarken Auftritt des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
Das Motto der Kundgebungen: „Gerechtigkeit ist etwas anderes – wir brauchen einen Kurswechsel“. Hauptforderungen waren gerechte Löhne, ein solidarisches Gesundheitssystem, Verzicht auf die Rente mit 67, starke öffentliche Leistungen sowie qualifizierte Bildung und Ausbildung.
Arbeit, Solidarität, Gerechtigkeit
„Wir stehen hier gemeinsam und miteinander, weil wir ein Ziel haben: Wir wollen Arbeit, Solidarität und Gerechtigkeit“, die Worte von Matthias Jena, Chef des DGB Bayern, werden auch auf dem Hallplatz beklatscht. Hier sorgten große Bildschirme dafür, dass die Gewerkschafter ihren Boss nicht nur hören, sondern auch sehen konnten. Aus ganz Bayern waren sie mit fast 500 Bussen nach Nürnberg gekommen, um in vier Zügen zum Kornmarkt zu laufen – es war die größte Demonstration seit Jahrzehnten. Als die ersten am Kornmarkt eintrafen, befand sich das Ende des Zuges noch immer am Kesslerplatz – der Verkehr wurde zeitweise lahmgelegt.
Der Nürnberger Jürgen Wechsler, der bundesweit durch seinen Kampf fürs AEG-Werk bekannt wurde, rief als Bezirksleiter der IG Metall Bayern zu einer Fortsetzung der Protest-Aktionen auf: „Wenn wir heute auseinandergehen, sollten wir nicht lange warten, bis wir uns wieder sehen“, sagte er. Wann immer im Parlament Entscheidungen anstünden, müsse es gewerkschaftliche Aktionen während der Arbeitszeit geben. „Es muss endlich Schluss gemacht werden mit der Klientel-Politik für Banken, Hoteliers, Ärzte, Apotheker und die Atomindustrie“, so Wechsler. Sein Kollege Jena: „Die Parteien dieser Regierung sind angetreten mit dem Versprechen ,Mehr Netto vom Brutto’ – das ist die größte Wahllüge in der Geschichte der Bundesrepublik.“ Reaktion in Nürnberg: tosender Applaus.
dpa/sw