Demjanjuks Leichnam wird in die USA überführt

Der vor Kurzem in Bayern gestorbene John Demjanjuk wird in den USA beigesetzt. Die Familie des ehemaligen KZ-Wächters bezahlt die Überführung seines Leichnams.
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Der vor Kurzem in Bayern gestorbene John Demjanjuk wird in den Vereinigten Staaten beigesetzt. Die Familie des ehemaligen KZ-Wächters bezahlt die Überführung seines Leichnams.

München - Der vor wenigen Tagen in Oberbayern verstorbene NS-Kriegsverbrecher John Demjanjuk wird in den Vereinigten Staaten zur Ruhe gebettet. Das Bestattungshaus Aufinger kümmert sich um die Überführung des Leichnams nach Cleveland (Ohio). Das bestätigte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch. Die Kosten würden von der Familie getragen.

Das Bestattungsinstitut aus Oberaudorf hat demnach bereits die Leiche des ehemaligen KZ-Wächters bei der Rechtsmedizin in München abgeholt, um ihn für den Transport zu präparieren. Es müssten bestimmte hygienische Voraussetzungen für die Luftüberführung erfüllt werden, erläuterte der Sprecher.

Demjanjuk war am Samstag tot in seinem Bett in einem Pflegeheim in Bad Feilnbach gefunden worden. Er wurde 91 Jahre alt. In einem der letzten großen NS-Kriegsverbrecherprozesse war der gebürtige Ukrainer vor zehn Monaten zu fünf Jahren Haft wegen Beihilfe zum Mord an 28.060 Menschen im Jahr 1943 im Vernichtungslager Sobibór verurteilt worden. Nach der Verurteilung wurde er überraschend freigelassen.

Demjanjuk war für den Prozess in München aus den USA abgeschoben worden und hatte die US-Staatsbürgerschaft verloren. Ohne Pass können auch Tote nicht reisen, sodass der Staatenlose eigentlich in Deutschland beigesetzt werden sollte. Demjanjuks Anwalt Ulrich Busch hatte sich auf Wunsch der Familie bei den US-Behörden dafür eingesetzt, dass die sterblichen Überreste überführt werden.

Das US-Generalkonsulat in München bestätigte der Nachrichtenagentur DAPD, dass es Demjanjuks Angehörigen in den Vereinigten Staaten in der Angelegenheit „konsularische Hilfestellung“ leiste. „Aus Respekt vor der Privatsphäre der Familie kommentieren wir dies nicht weiter“, sagte eine Konsulatssprecherin.

Nach dem Willen der Familie wird Demjanjuk in einem Vorort von Cleveland beerdigt. Jüdische Organisationen befürchten, die Beerdigung könne zu einem Spektakel für Neonazis und das Grab zu einer Wallfahrtsstätte für sie werden. Der Nazi-Jäger Efraim Zuroff, der das Simon Wiesenthal Zentrum in Jerusalem leitet, sagte der Nachrichtenagentur AP: „Ich habe keine Zweifel, dass eine Beerdigung zu einer Demonstration der Solidarität und Unterstützung für Demjanjuk würde. Und offen gesprochen, er ist die letzte Person auf Erden, die Sympathie verdient hat.“

In einer E-Mail teilte John Demjanjuk junior mit, dass er die Bedenken nicht teile. „In den vergangenen über 35 Jahren hatte unsere Familie absolut keine Verbindungen zu irgendeiner Art von neonazistischer Gruppierung.“

Rabbi Marvin Hier, Gründer des Simon Wiesenthal Zentrums in Los Angeles, erklärte, Demjanjuk habe nicht die Statur gehabt, damit ihn bewundernde Neonazis zu seinem Grab pilgern. „Er ist kein Adolf Hitler“, sagte Hier. Aber er ist sich sicher, dass es für die Familie schwer wird, einen Friedhof zu finden, der Demjanjuk aufnimmt.

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