Dem Alter was tuten

NÜRNBERG Es sind altersfleckige Hände eines 85-Jährigen, die manchmal etwas zittrig die Tasten des Saxophons bedienen. Die Musik aber ist ewig jung. Max Greger (er ist der 85-jährige), Hugo Strasser (89!) und „Jungspund“ Peter Kraus (er ist gerade mal 72) stehen auf der Bühne der Nürnberger Meistersingerhalle und machen jegliche Höflichkeitsfloskeln und jede Good-Will-Attitüde („Und das in diesem Alter – Respekt!“) überflüssig. Erstens muss man diesen drei keinen Altersbonus geben – sie sind einfach phänomenal gut, und zweitens ist ihre Musik nur nach dem Entstehungsdatum alt.
Die drei Legenden tuten dem Alter was und furchen sich virtuos mit der 17-köpfigen SWR-Big Band (unter anderem mit dem Nürnberger Saxophonisten Norbert Nagel) durch ein Programm, das von Swing-Hits bis zu Gregers Sportschau-Thema mehr als 60 Jahre Musik umfasst. Und eines auslässt: ewig gestrigen Schlager-Kitsch.
Selbst das zweistimmige, für Schmier-Attacken offene Saxophon-Duett „Sail Along Silvery Moon“ wird kräftig verswingt. „Bei mir bist Du schön“ von einem immer etwas verloren wirkenden Strasser an der Klarinette ist eine perfekte Popmelodie (und das über 70 Jahre nach der Entstehung!). Wenn Greger die Backen aufbläst und mit „In a Sentimental Mood“ von Duke Ellington verzaubert, ist sein Klang heute noch genauso umwerfend wie damals, als er mit Louis Armstrong spielte. Stimmen die beiden dann Glenn Miller-Hits wie „In The Mood“ oder die „Moonlight Serenade“ an, geht ein kollektives „Ooohhh“ durch die fast ausverkaufte Halle.
In ordentlicher Lautstärke rockt und rollt Peter Kraus über die Bühne, lässt die Hüften kreisen, hüpft übermütig auf den Flügel und widmet den „Wanderer“ von Dion zum schlüpfrigen „Anmacher“ um. Da errötet so manches von grauem Haar umrandete Ohr.
Greger, Strasser und Kraus spielen zwei Stunden lang in einer anderen Liga. So viel entspannte Souveränität, so viel Freundlichkeit dreier Gentlemen und so viel Spielfreude werden mit langen Standing Ovations belohnt.