Delfin-Lagune: Leck wird zum Fass ohne Boden

Die Sanierung des Delfinbeckens im Nürnberger Tierpark eilt und wird die Stadt etliche Millionen kosten. Die Delfine müssen in das alte Delfinarium umziehen. Auch das muss erst flottgemacht werden.
von  Helmut Reister
Kinder betrachten die Meeressäuger an der Scheibe des Delfinariums im Tiergarten. Das Becken muss jetzt saniert werden.
Kinder betrachten die Meeressäuger an der Scheibe des Delfinariums im Tiergarten. Das Becken muss jetzt saniert werden. © Daniel Karmann/dpa

Nürnberg - Die Delfin-Lagune im Nürnberger Tiergarten, ursprünglich als Besuchermagnet gedacht, entwickelt sich zu einem riesigen Problem für die Stadt Nürnberg. Das Prestigeobjekt, das vom Stadtrat im Eiltempo durch die Genehmigungsinstanzen gejagt worden war und erst vor vier Jahren in Betrieb genommen wurde, muss über mehrere Jahre hinweg aufwendig saniert werden.

Bürgermeister Christian Vogel, der für den Tiergarten verantwortliche Mann bei der Stadt, sah sich außerstande, die zu erwartenden Sanierungskosten zu beziffern. Sie dürften etliche Millionen ausmachen.

Nach Angaben der Leiterin des Hochbauamtes, Petra Waldmann, muss das längst stillgelegte alte Delfinarium aus Platzgründen wieder flottgemacht werden. Während der Sanierung sollen einige Delfine dorthin umziehen. Allein die Wiederinbetriebnahme wird nach Berechnungen der Stadt rund 1,1 Millionen Euro verschlingen.

Aufgelöster Beton liegt am Becken-Boden, Salz dringt ins Erdreich ein

Der größte Teil des oberen Beckenbereichs, der sogenannte Brückenkopf, muss in wesentlichen Teilen völlig neu gebaut werden. Aus einer undichten Fuge in diesem Bereich waren hunderte Tonnen Salz ins Erdreich eingedrungen und hatten Dutzende von Bäumen in einem angrenzenden Waldstück zerstört. Die undichte Fuge ist das Hauptproblem. Die Leiterin des städtischen Hochbauamts wies allerdings auch noch auf andere Mängel hin, aufgelöster Beton am Beckenboden und durch die Wände dringendes Wasser in Arbeitsräumen. Bürgermeister Vogel erklärte in diesem Zusammenhang, dass die Verantwortlichkeit für die massiven Mängel in einem Gerichtsverfahren geklärt werden kann. „Wir wollen nicht um jeden Preis einen Prozess, aber wir schrecken im Bedarfsfall auch nicht davor zurück“, sagte er.

Die Möglichkeit, dass die Stadt am Ende auf den Kosten für die Sanierung sitzenbleibe, wollte er allerdings auch nicht ausschließen. „Wir stehen in Verhandlungen mit allen Beteiligten, auch den Versicherungen“, sagte Vogel.

Trotz Millionenkosten: Stadt will an der Lagune festhalten

Ursprünglich hatte die Stadt 24 Millionen Euro für die Lagune geplant. Aufgrund unzulänglicher Kontrollen und chaotischer Planungsabläufe, wie später die Rechnungsprüfer der Stadt feststellten, schossen sie innerhalb kurzer Zeit auf 31 Millionen Euro hoch. Kurz nach der Eröffnung im Sommer 2011 wurde dann offenkundig, dass die Delfin-Lagune ein Sanierungsfall war (AZ berichtete). Trotz der neuen Millionenkosten und ausbleibender Besucher will die Stadt Nürnberg an der Lagune festhalten. Bürgermeister Vogel: „Das steht nicht andeutungsweise zur Debatte.“

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