Dehoga-Präsidentin hofft auf erste Gastro-Lockerungen im Mai

München - Angela Inselkammer im AZ-Interview: Die Chefin vom Brauereigasthof Hotel Aying ist die Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Bayern.
AZ: Liebe Frau Inselkammer, sind die sieben Prozent Mehrwertsteuer ein Geschenk oder nur ein Tropfen auf den heißen Stein?
ANGELA INSELKAMMER: Das war dringend notwendig und wir haben leidenschaftlich gekämpft. Wir haben das nur aus Bayern raus bewegt, die Bayerische Staatsregierung ist 1a hinter uns gestanden – allen voran Markus Söder. Wir halten es in der Gastronomie nicht aus, monatelang keine Umsätze zu haben. Jeder geschlossene Tag ist schrecklich.
Inselkammer: "Wir stehen vor einem Mordsschuldenberg"
Ein richtiger Anfang also?
Wir brauchen jetzt direkte Hilfen, um durchhalten zu können, bis die Gastronomie wieder startet. Da muss noch mehr kommen, sonst gibt's eine ganze Reihe unserer Betriebe nicht mehr. Wenn wir wieder anfangen, werden wir höchstens nur die Hälfte unseres Umsatzes machen können, weil wir Abstände einhalten müssen und die Menschen zurückhaltender sind. Und: Wir stehen vor einem Mordsschuldenberg.
Viele Betriebe können nicht mehr aufsperren, auch wenn es wieder erlaubt ist.
Schrecklich! Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie weh mir das tut. Wir haben es immer als selbstverständlich genommen, dass wir viele Gastgeber haben, die mit Liebe und Leidenschaft für die Menschen da sind.
Inselkammer glaubt an Biergarten-Öffnungen
Werden wir bald wieder im Biergarten sitzen können oder erst zur Glühwein-Saison?
Ich denke schon, dass wir im Biergarten sitzen können. Vielleicht nicht in den ganz großen oder nur auf beschränktem Platz. Das Gebot der Stunde ist Abstandhalten. Die Freischankflächen wären ein guter Start. Es ist aber eine organisatorische Herausforderung.
Wie wär's mit Plexiglasscheiben zwischen den Gästen?
Um Himmels Willen, naa! Wichtig ist, dass wir den Kontakt zwischen den Menschen, die nicht ursächlich zusammengehören, regeln. Wir arbeiten fieberhaft an Lösungen.
Leere, Ruhe, Einsamkeit: Münchner Biergärten ohne Bier - und Menschen
Dehoga-Präsidentin pocht auf abgestimmte Vorgehensweise
Österreich sperrt Mitte Mai erste Lokale auf. Können wir Ende Mai damit rechnen?
Es darf auf gar keinen Fall sein, dass entweder ein Bundesland oder die Nachbarländer Lokale und Grenzen aufmachen – und wir sind zu. Das darf nicht passieren. Es muss unbedingt eine abgestimmte Vorgehensweise geben. Sonst ist das kontraproduktiv, dann ziehen die Ströme nach Österreich und wir bekommen ein zweites Ischgl.
Wenn Sie wetten müssten: Wann gibt's die ersten Gastro-Lockerungen in Bayern?
Ich bin kein Spieler. Ich hoffe wirklich sehr, dass wir differenziert vorgehen und in der zweiten Maihälfte die ersten Schritte tun dürfen. Es wäre absolut wichtig, wenn wir dann die ersten Lokale wieder öffnen können, kleinere Gärten oder Lokale beispielsweise. Ich fände auch einen Praxis-Check gut. Es werden einzelne Lokale ausgewählt, die für eine Woche aufmachen dürfen, damit wir sehen können, ob und wie das alles funktioniert. Oder man gibt Restaurants, die durch ihre Größe den Gäste-Abstand sehr gut einhalten können, die Möglichkeit, Mitte Mai schrittweise zu öffnen.
Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie wieder öffnen dürfen?
Ganz klar: auf meine Gäste.