Dealer-Ehepaar züchtete 160 Kilo Marihuana

Für ihre Indoor-Zucht hatten sie mehrere Fabrikhallen und Häuser angemietet
WÜRZBURG Noch vor Verlesung der Anklage wurde am Dienstag der Prozess gegen ein mutmaßliches Drogendealer-Ehepaar vor dem Würzburger Landgericht unterbrochen. Die Verteidigung hatte gerügt, dass die 5. Strafkammer trotz des komplizierten Sachverhalts, umfangreichen Ermittlungsakten und 20 Verhandlungstagen in reduzierter Besetzung mit nur zwei Berufsrichtern verhandeln wollte.
Verteidiger Klaus Spiegel berief sich auf die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs: „Wegen des Umfangs und der Schwierigkeit der Sache sind drei Berufsrichter zwingend erforderlich.“ Jetzt wird der Prozess am Freitag nach diesen Vorgaben fortgesetzt. Dem vietnamesischen Ehepaar auf der Anklagebank wird vorgeworfen, als Chefs einer elfköpfigen Bande für die Aufzucht und den Verkauf von Marihuana in großem Stil verantwortlich zu sein.
Der Gastwirt (38) und seine Ehefrau (41) haben laut Anklage mehrere Fabrikhallen und Häuser angemietet und dort professionelle „Indoor-Aufzuchtanlagen" mit Wärmelampen und Bewässerungssystemen betrieben.
Als die Polizei im September 2009 bei einer Razzia die Objekte aushob, wurden rund 160 Kilogramm Marihuana in verschiedenen Stadien der Produktion sichergestellt. Den Straßenverkaufswert schätzen die Ermittler auf rund 1,5 Millionen Euro.
Die Verteidiger gehen davon aus, dass das Paar weder die Idee noch die finanziellen Mittel für solch eine Anlage hatte – vielmehr seien sie von europaweit agierenden Tätern aus der organisierten Kriminalität angeworben worden, um die Marihuana-Aufzucht zu organisieren. Patrick Wötzel