David gegen Goliath am Tegernsee

Seit Monaten kämpfen der Wirt vom Tegernsee und ein millionenschwerer Bauunternehmer ums Gut Kaltenbrunn, ein Kleinod in Gmund.
von  Abendzeitung
Josef Brenner (rechts) mit Anwalt Florian Besold.
Josef Brenner (rechts) mit Anwalt Florian Besold. © Daniel von Loeper

MÜNCHEN - Seit Monaten kämpfen der Wirt vom Tegernsee und ein millionenschwerer Bauunternehmer ums Gut Kaltenbrunn, ein Kleinod in Gmund.

Josef Brenner ist ein kerniger Kerl. Einer, der gelernt hat, sich durchzubeißen. Der sich nichts sagen lässt. Schon gar nicht von einem wie Stefan Schörghuber. Schörghuber würde dort gerne ein Fünf-Sterne-Luxushotel mit großzügigerWellness- Anlage errichten. Doch da hat er die Rechnung ohne den Wirt gemacht . . .

Bereits seit fünf Jahren hat die Schörghuber-Gruppe das alte Gutshaus mit dem idyllischen Biergarten an den Gastronomen verpachtet, der dort jahrelang sehr erfolgreich gewirtschaftet hat. Doch dann kündigte die Unternehmensgruppe Josef Brenner gleich doppelt: Erst zum 31. August, womit der Wirt einverstanden war. Dann urplötzlich bereits zum 30. April,was sich Brenner nicht gefallen ließ. Das Restaurant hat er zwar mittlerweile geräumt, den Biergarten will er aber weiterhin betreiben: „Ich bleibe, wie ursprünglich vereinbart, bis Ende August“, sagt er.

Dass es Brenner ernst meint, hat er bereits bewiesen. Auch am 1. Mai und am Wochenende blieb der Biergarten, den es eigentlich gar nicht mehr geben dürfte, geöffnet. Wenn es sein muss, will es Brenner sogar bis zu einer juristischen Entscheidung kommen lassen. „Für die vorzeitige Kündigung habe ich überhaupt kein Verständnis.“

Sein Gegenüber schäumt unterdessen vor Wut: „Wenn er Krieg will, dann soll er ihn bekommen“, soll Schörghuber geschimpft haben – und ließ den Worten sogleich Taten folgen: Bereits am Freitag flatterte Brenner eine Räumungsklage vom Landgericht München II ins Haus.

Die Schörghuber-Gruppe war dazu nicht zu einer Stellungnahme bereit. Ohnehin hatte der Bauunternehmer zuletzt mehr Ärger als Freude mit dem „Filet-Stück am Tegernsee“. Seit Jahren steht das 130-Millionen-Euro- Projekt in der Schusslinie der Tegernseer, die mittlerweile eine Schutzgemeinschaft gegründet haben.

Anfang Februar stoppte der Bayerische Verfassungsgerichtshof mit einer einstweiligen Anordnung sogar alle Hotelpläne, nachdem sechs Bürger Popularklage eingereicht hatten. Ein Urteil wird im Sommer erwartet.

Umso unverständlicher findet Brenners Anwalt Florian Besold die Räumungsklage: „Es wäre sinnvoller gewesen, sich mit uns im Biergarten zusammen zu setzen“, sagt er, „jetzt bleibt der Biergarten offen, bis über die Klage entschieden ist.“ Klingt so, als ob der Kampf um Kaltenbrunn noch lange nicht ad acta gelegt ist. Nach einer gütlichen Einigung sieht’s derzeit jedenfalls zwischen Brenner und Schörghuber nicht mehr aus.

Daniel Aschoff

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