DAV in Sorge: Schutzhütten in Berchtesgaden vor dem Aus?

Kärlingerhaus, Blaueishütte, Störhaus, Wasseralm und Schneibsteinhaus: Die fünf großen Schutzhäuser, die die DAV-Sektion Berchtesgaden in den Berchtesgadener Alpen betreibt, stehen vor einer ungewissen Zukunft. Eine "Fülle verwaltungsrechtlicher Vorschriften" könnte deren wirtschaftlichen Betrieb in Zukunft "nahezu unmöglich machen", befürchtet die DAV-Sektion in einem Schreiben. Absehbar seien schon jetzt stark steigende Übernachtungs- und Verpflegungstarife.
Wird der Hüttenbesuch für Wanderer und Bergsteiger zum luxuriösen Abenteuer? Genau diese Befürchtung äußert die DAV-Sektion Berchtesgaden. Zusätzliche Vorschriften für die Schutzhütten erschwerten deren Betrieb: "Die daraus resultierenden Lasten sind für den Alpenverein und den Pächter kaum mehr tragbar", schreibt der stellvertretende Vorsitzende, Daniel Hrassky.
Keine Schutzhütten mehr in zehn Jahren?
Beppo Maltan, Vorsitzender der DAV-Sektion, sagt vergangene Woche ganz klar: "In zehn Jahren wird es die Schutzhütten nicht mehr geben."
Seit Jahren investiere die Sektion Millionen, um die eigenen Schutzhütten und deren Versorgung "naturschutzgerecht umzugestalten". Mehrere Hütten werden per Hubschrauber versorgt, etwa das Kärlingerhaus und die Wasseralm. Häufig fehlt die Infrastruktur für eine anderweitige Versorgungsmöglichkeit. "Die Sektion und der DAV sind ständig bemüht, die Schutzhütten ökologisch aufzurüsten", schreibt Maltan in einem Brief. Häufig seien die Gebäude Vorreiter in der Umwelttechnik, weiß man beim DAV. Dies setze aber voraus, dass für notwendige Bautätigkeiten Hubschrauberflüge "im erforderlichen Umfang" möglich sind.
Die Regierung von Oberbayern erlaubt solche Baustellenflüge aber nur noch zwischen dem 1. August und 31. Oktober eines jeden Jahres.
Mehrkosten und Umsatzausfälle
Für die DAV-Sektion ist die verkürzte Flugtätigkeit nicht tragbar: Der Zeitraum liegt in der Hauptsaison. Der Hüttenbetrieb werde dadurch tangiert. Eine Durchführung von Baumaßnahmen sei dann von vornherein fraglich. "Hinzu kommen naturgemäß Wetterprobleme, so dass sich der Zeitraum weiter verkürzt", meint Maltan.
Die Umstände führten nicht nur zu "erheblichen Mehrkosten", sondern auch zu Umsatzausfällen. Aufgrund des eingeschränkten Zeitraums könnten die Flugtermine schlechter mit anderen Versorgern koordiniert werden. Die Folge: mehr Hubschrauberflüge als tatsächlich notwendig. Auch ökologisch betrachtet ergebe dies keinen Sinn, sagt Maltan. Und: Die Bundeswehr, die Übungen im Gebirge durchführt, und der Nationalpark Berchtesgaden "haben keine derartigen Einschränkungen".
Die Verpachtung der Schutzhütten wird erschwert
Für den Sektionsvorsitzenden stellt sich die Frage, "ob die gewünschte ökologische und energetische Aufrüstung der Schutzhütten und deren Betrieb im Rahmen einer leistbaren Arbeit des Pächters nicht gänzlich konterkariert wird". Eine Folge: Die Verpachtung von Schutzhütten wird für mögliche Pächter wegen der Auflagenflut und einer "erheblichen Erweiterung ihrer Tätigkeiten" zunehmend erschwert.
Bereits jetzt musste das Watzmann-Ostwandlager geschlossen werden. Wenn Schutzhütten schließen, könnte die Konsequenz vermehrtes Biwakieren oder Wild-Campen sein sowie die Zunahme der Vermüllung der Berglandschaft, so Maltan.
Wasserrechtliche Genehmigungen: Widerstand des Bund Naturschutz?
Mit Ärger konfrontiert sieht man sich bei der DAV-Sektion auch hinsichtlich der Erneuerung der wasserrechtlichen Genehmigungen, etwa beim Kärlingerhaus. Künftig müssten dort Phosphor- und Stickstoffbelastungen ermittelt werden – "zusätzlich zu den bisher einzuhaltenden Werten des gereinigten Abwassers". Eine mögliche angeordnete Reinigung erfordert den Einsatz von Chemikalien. Die Kosten wären "exorbitant" hoch. Als Alternative käme nur eine Verlegung einer rund zehn Kilometer langen Abwasserleitung durch alpines Gelände infrage, ein enormer "Eingriff in die Landschaft".
Bei der DAV-Sektion befürchtet man zudem Widerstand des Bund Naturschutz. Dieser war bereits zum geplanten Trinkwasseranschluss der Blaueishütte lautstark eingeschritten. "Ökologisch und finanziell" wäre die Alternative eine "Katastrophe".