Dauer-Applaus für die Frau des Freiheits-Kämpfers

Masoumeh Dehgan nahm den Nürnberger Menschenrechtspreis für ihren Ehemann entgegen.
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Masoumeh Dehgan nimmt den Preis von OB Ulrich Maly entgegen.
B. Meyer Masoumeh Dehgan nimmt den Preis von OB Ulrich Maly entgegen.

Masoumeh Dehgan nahm den Nürnberger Menschenrechtspreis für ihren Ehemann entgegen.

NÜRNBERG Der Zeitplan für den Internationalen Menschenrechtspreis 2009 war zeitlich ganz eng gefasst – doch die 850 Gäste beim Festakt im Opernhaus warfen ihn ein bisschen durcheinander: Mit Zwischenapplaus für die Redner und Standing Ovations für Masoumeh Dehgan, die Ehefrau des Preisträgers.

Sie nahm die Auszeichnung stellvertretend für ihren Mann Abdolfattah Soltani entgegen. Der 55-jährige Menschenrechtsanwalt war gerade erst aus dem Gefängnis entlassen worden. Doch als er am Freitag nach Nürnberg fliegen wollte, war ihm im Warteraum auf dem Teheraner Flughafen der Pass abgenommen worden (AZ berichtete).

„Nach Wochen des Bangens waren wir guten Mutes, als er aus der Haft entlassen worden war“, begann Oberbürgermeister Ulrich Maly seine Begrüßungsrede. Dann betonte er: „Wir werden diesen Festakt und das anschließende Friedensmahl zu einer Demonstration der Freiheit machen.“ Soltani verteidigt Studenten, Journalisten und politische Aktivisten, die f´ür die Freiheit kämpfen. Mehrfach landete er dafür hinter Gittern.

"Wir stehen an der Seite Ihres Mannes"

Innenminister Joachim Herrmann zeigte sich in seiner Rede „enttäuscht, verärgert und empört darüber, dass Soltani an der Ausreise gehindert wurde.“ Indirekt sei das aber ein Zeichen dafür, dass die Auszeichnung ernst genommen werde. Er versicherte der Ehefrau: „Wir stehen an der Seite Ihres Mannes.“

Das Lächeln fiel Masoumeh Dehgan sichtbar schwer, als sie aus der Hand des Oberbürgermeisters den mit 15000 Euro dotierten Preis entgegennahm. Im Hintergrund war ein riesengroßes Portrait ihres Mannes eingeblendet. Erst als das Publikum sich von den Sitzen erhob und der Applaus kein Ende nehmen wollte, huschte ein Lachen über das ernste Gesicht der Iranerin. „Nehmen Sie diesen Applaus als Wärme des Herzens mit nach Hause“, sagte Maly.

Dann ging Masoumeh Dehgan, die mit ihren erwachsenen Kindern zur Preisverleihung gekommen war, ans Mikrophon. Die Schüchternheit war verflogen. Mit lauter fester Stimme sprach sie auf persisch an die Nürnberger. „Ich hoffe, dass sich in naher Zukunft alle Menschen unserem Kampf für Menschenrechte anschließen.“ Leider verstanden die meisten Gäste den Großteil ihrer eindringlichen Worte nicht – der Simultan-Dolmetscher konnte nicht so schnell folgen.

Als letzter Redner meldete sich der Preisträger selbst zu Wort: In einer aufgezeichneten Telefonbotschaft erklärte er: „Ich bedauere, dass ich nicht an Ihrer Veranstaltung teilnehmen kann, obwohl ich so gerne dabei wäre.“ A. Uhrig

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