Das Wunder vom Mitterkar

Ein Familienvater (47) aus Mittenwald wird bei einer Skitour von einer Lawine begraben, sein Mund ist voller Schnee, sein Körper verdreht. Trotzdem kann er sich selbstständig befreien
von  Abendzeitung
Daniel B. und Stina S. überlebten – dem Airbag sei Dank.
Daniel B. und Stina S. überlebten – dem Airbag sei Dank. © privat

Ein Familienvater (47) aus Mittenwald wird bei einer Skitour von einer Lawine begraben, sein Mund ist voller Schnee, sein Körper verdreht. Trotzdem kann er sich selbstständig befreien

MITTENWALD Er hat Erfrierungen an den Fingern. Sein ganzer Körper fühlt sich überdehnt an. Doch Martin D. (47, Name geändert) kann aus vollem Herzen sagen: „Das passt schon.“ Es hätte nicht viel gefehlt und er würde gar nichts mehr spüren. Nie mehr.

Am Sonntag war der Mittenwalder auf einer Skitour in eine Lawine geraten. Er wurde mitgerissen und verschüttet. Doch es gelang ihm, sich wieder an die Oberfläche zu kämpfen. Vor Ort geht inzwischen schon die Rede vom „Wunder vom Mitterkar“. „Es ist wirklich ein kleines Wunder, dass ich an der Oberfläche geblieben bin“, sagt der Familienvater am Tag danach zur AZ.

Es passierte am Sonntag, gegen 13 Uhr: Der begeisterte Skitourengeher ist am Nordhang unterwegs. Die Schneedecke ist hart. Martin D. fällt hin – ein Sturz mit fatalen Folgen. Denn dadurch löst sich das Schneebrett. Auf 250 Metern Breite donnert es nach unten. „Da kam der ganze Hang“, sagt der 47-Jährige. Er versucht, der Lawine davonzufahren – in Filmen funktioniert so etwas. „Aber ich hatte keine Chance. Die weiße Masse macht mit Dir, was sie will.“ Erst nach 500 Metern kommt die Lawine zum Stillstand.

Martin D. ist vom Schnee begraben. Völlig verdreht steckt er in seinem eiskalten Gefängnis. Einer seiner Arme ist senkrecht nach oben gestreckt, eine Hand ragt nach draußen. Ein blanker Zufall, der ihm das Leben rettet. „Ich habe ein bisschen Licht gesehen“, erzählt der Mittenwalder. Sein Mund ist voller Schnee. Er darf keine Zeit verlieren. Sofort fängt er an, sein Gesicht frei zu graben. Mit letzter Kraft befreit er dann auch den Rest seines Körpers.

Zwei Jugendliche haben das Unglück beobachtet und sofort Alarm geschlagen. Schnell ist Hilfe vor Ort. Ein Hubschrauber bringt den nur leicht verletzten Mann ins Tal. „Die Chance, dass so etwas so glücklich ausgeht, liegt bei 1: 1000“, schätzt Heinz Pfeffer von der Bergwacht.

Auch der Münchner Daniel B. (34) ist gerade erst dem weißen Tod entronnen. Er und eine Begleiterin wurden am 6. Februar nahe Kitzbühel von einer Lawine fortgerissen. Dass beide überlebten, war kein Zufall. Daniel hatte einen Lawinen-Airbag dabei. J. Lenders

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