Das Top-Trinkwasser: Im Wimbachtal entspringt Deutschlands reinste Quelle
Tief im Nationalpark Berchtesgaden entspringt Deutschlands reinste Quelle im Wimbachtal. Bis zu 15 Jahre ist das Wasser unterwegs, bis es aus dem Boden tritt, sagt Christoph Gatz, Leiter des Wasserwerks Berchtesgaden. Der Ort beschert einem ganzen Talkessel Trinkwasser.
Eine doppelte Schutztür sichert jenen Bereich, in dem das Wasser mit lautem Getöse durch den Untergrund jagt. In dem kleinen Gebäude, das in einem Wasserschutzgebiet im Wimbachtal mitten im Nationalpark liegt und von einem Zaun umgeben ist, liegt der Quellursprung. Aus einem großen Rohr schießt das Wasser unterirdisch in Richtung Wimbach. Strom gibt es hier keinen. Eine Stromleitung durch den Nationalpark? "Schwierig", sagt Gatz. "Die Leistung und Qualität unserer Quelle ist bundesweit einzigartig", sagt er.

Gatz ist 27 Jahre alt. Er hat Energiewirtschaft studiert, Anlagenmechaniker gelernt und lange Zeit im Rohrleitungs- und Anlagenbau gearbeitet. Der gebürtige Berchtesgadener ist seit Anfang September der Chef von Berchtesgadens Wasserversorgung. Mit sieben Mitarbeitern kümmert er sich um jene zwei Quellen im Wimbachtal und im Endstal am Fuße der mächtigen Göll-Westwand am Obersalzberg auf 1065 Metern. "Viele würden sich die Finger lecken nach dem, was wir an Trinkwasserqualität haben", sagt er.
"Das Wasser war lang unterwegs"
Das Wimbachtal im Nationalpark ist ein mehr als zehn Kilometer langes Hochtal, zwischen Watzmann und Hochkalter gelegen. Das Tal, in dem sich das Wasser der umliegenden Berge speist, entwässert über den namensgebenden Wimbach, durchläuft eine Klamm und fließt schließlich in die Ramsauer Ache. Im oberen Wimbachtal bestimmen gewaltige Schuttströme das Bild. Dort entstehen Zuflüsse oberirdisch, versickern dann im Lockermaterial und vereinen sich unterirdisch. Der Bach selbst entspringt bei trockener Witterung auf etwa 800 Metern in jenen eng beieinander liegenden Quellen aus dem Schutt.
"Das Wasser war lang unterwegs", erklärt Gatz. Quellwasserproben vor mehreren Jahren hatten ergeben, dass die mittlere Verweilzeit zwischen zwölf und 15 Jahren liegt. Durch die natürliche Filterung des Gesteins ist das Wasser reiner als das jeder anderen Quelle - beste Trinkwasserqualität. Dafür ist Berchtesgaden bekannt. Eine übliche Aufbereitung im Vorfeld ist nicht nötig.
Die Schüttung der Quelle, also die Menge an Wasser, die im Wimbach entspringt, beträgt zwischen 200 und 1000 Liter - pro Sekunde.
Wasserqualität wird einmal jährlich getestet
Das Berchtesgadener Wasser galt lange Zeit als von schlechter Qualität, sagt Berchtesgadens Marktbaumeister Peter Hasenknopf. Die Wittelsbacher-Dynastie hatte bei ihren Jagdausflügen im Wimbachtal den Quellursprung entdeckt. Berchtesgaden galt als dünn besiedelt. Es gab vor allem Hofversorgung mit eigenen Quellen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sukzessive eine Wasserversorgung aufgebaut. "Unglaublich, wie die das damals gemacht haben, ganz ohne klassische Bagger", sagt Gottfried Lederbauer, seit 27 Jahren Vorarbeiter im Wasserwerk.
Einmal pro Jahr werden die Quellen auf ihre Wasserqualität hin untersucht, im Zwei-Wochen-Rhythmus erfolgen Leitungsproben. "Im Wimbach hatten wir noch nie eine Verunreinigung", sagt der Vorarbeiter. Während dort das Wasser direkt aus der Quelle getrunken werden kann, durchläuft jenes aus dem Endstal zunächst eine Ultrafiltration und eine UV-Behandlung. Aus reiner Vorsorge: Mögliche Keime werden dabei abgetötet.

Während des Unwetters im Juli vergangenen Jahres drohte für die Hauptleitung im Wimbachtal Gefahr: Der zum Wildbach angeschwollene Fluss hatte die parallel dazu verlaufende Leitung unterspült. "Das hätte schlimme Folgen haben können", sagt Lederbauer. Mittlerweile schützen mit Steinen gefüllte Drahtkörbe die gefährdete Stelle am Ufer.
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