Das Sterben im Alltag: Landtag gedenkt der Corona-Toten

München - Weiße Kerzen flackern auf Bildschirmen, zwischen Gestecken aus weißen Rosen und Lilien spricht Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) von der "unverstellbaren Zahl" der Corona-Toten in Bayern. 13.020 waren es bis gestern. Mit einem Trauerakt haben Landtag und Staatsregierung ihrer gedacht.
"In der Statistik eine Zahl, im Leben eine Lücke, die nicht zu schließen ist"
Exemplarisch für die Schicksale, das oftmals einsame Sterben mit dem Virus und die Trauer der Angehörigen, zeigt eine Videopräsentation - untermalt vom Geigenspiel der Münchner Violinistin Julia Fischer - schwarz-weiße Fotos von 29 Menschen in Bayern, die den Kampf gegen Corona verloren haben.
Eine Geste, die den Zahlen Gesichter gibt. Darunter ist Helmar Fügert, ein 80-Jähriger aus Würzburg, dessen Frau Christa sich nicht von ihm verabschieden konnte, weil das Pflegeheim unter Quarantäne stand. Oder auch Sepp Mangstl, 54-jähriger Musikmeister aus dem Kreis Rosenheim, der laut Aigner "mitten im Leben stand" - nur einen Tag nach dem positiven Testergebnis starb er. "In der Statistik nur eine Zahl, im Leben eine Lücke, die nicht mehr zu schließen ist", schreiben die Angehörigen von Gertraud Rosemeyer aus Freising, die im Januar 2021 mit 80 Jahren starb.
Aigner: "Corona hat das leise Sterben in unseren Alltag gebracht"
Hinter den bloßen Zahlen stünden bewegende Schicksale, jedes für sich, sagte Aigner und sagte: "Wir werden sie nicht vergessen." Corona zu verharmlosen verhöhne die Opfer "auf unerträgliche Weise". Aigner: "Corona hat das leise Sterben in unseren Alltag gebracht."
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte ebenfalls, es seien nicht nur Zahlen, sondern Namen und Schicksale. "Sie sind nicht nur Statistik, sondern sie sind in unserem Herzen und unserem Bewusstsein."
Jeder Verstorbene hinterlasse eine Lücke. "Natürlich gehört der Tod zum Leben, aber wenn man den Schutz des Lebens relativiert, verlässt man die Grundlagen unserer Gesellschaft. Jedes Leben ist mehr als rettenswert", stellte Söder klar. "Das Ignorieren von Schicksalen ist abscheulich."
Die Vorsitzende des bayerischen Ethikrats, Susanne Breit-Keßler, sagte: "Es treibt mich furchtbar um, dass Männer und Frauen einsam gestorben sind." Sie dankte dem Pflegepersonal, das den Sterbenden in ihren letzten Minuten zur Seite stand.

"Wir, die wir heute trauern, haben bislang überlebt. Das ist alles andere als selbstverständlich. Es ist Grund zur Dankbarkeit und zur Demut", mahnte die ehemalige Regionalbischöfin. Söder sagte, der bisherige traurige Höhepunkt sei gewesen, als alle zehn Minuten ein Mensch in Bayern an oder mit Corona starb. Aktuell sei es ein Mensch pro Stunde.
Gemeinsam entzündeten die drei Redner und die Vizepräsidenten des Landtags eine achtdochtige Kerze, mit einem Totengebet der Slam-Poetin Fee Brembeck - "für all die Menschen, all die Lichter, all die Namen, dona eis requiem, Amen" - endete die Trauerfeier. Am 18. April soll bundesweit ein zentraler Gedenkakt für die Corona-Toten stattfinden.