Das stärkste Bier der Welt kommt aus Mittelfranken

„Trinken Sie Bier, sonst sind Sie höchst gefährdet“ - Georg Tscheuschner hält den Weltrekord im Starkbierbrauen. Sein "Schorschbock" kommt auf 57,5 Prozent.
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„Trinken Sie Bier, sonst sind Sie höchst gefährdet“ - Georg Tscheuschner hält den Weltrekord im Starkbierbrauen. Sein "Schorschbock" kommt auf 57,5 Prozent.
Mike Schmalz 9 „Trinken Sie Bier, sonst sind Sie höchst gefährdet“ - Georg Tscheuschner hält den Weltrekord im Starkbierbrauen. Sein "Schorschbock" kommt auf 57,5 Prozent.
Georg Tscheuschner hat seine Brauerei Schorschbräu
1996 im mittelfränkischen Gunzenhausen gegründet.
dpa/Jan Woitas 9 Georg Tscheuschner hat seine Brauerei Schorschbräu 1996 im mittelfränkischen Gunzenhausen gegründet.
Das Unternehmen beschäftigt neben ihm als einzigen Brauer noch
vier Teilzeitkräfte.
dpa/ 9 Das Unternehmen beschäftigt neben ihm als einzigen Brauer noch vier Teilzeitkräfte.
Das Weltrekordbier „Schorschbock 57“ kommt auf einen
Alkoholgehalt von 57,5 Prozent.
dpa/ 9 Das Weltrekordbier „Schorschbock 57“ kommt auf einen Alkoholgehalt von 57,5 Prozent.
Es wurde nach dem Eisbockverfahren hergestellt und erfüllt die
Richtlinien des bayerischen Reinheitsgebots von 1516.
dpa/ 9 Es wurde nach dem Eisbockverfahren hergestellt und erfüllt die Richtlinien des bayerischen Reinheitsgebots von 1516.
Das Bier besteht aus Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz und
Hopfen.
dpa/ 9 Das Bier besteht aus Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz und Hopfen.
Tscheuschner stellte 36 Flaschen zu je 0,33 Litern vom
Weltrekordbier her. Hierfür wurden rund 350 Liter 16-prozentigen
Bockbieres als Grundsubstanz verbraucht.
dpa/ 9 Tscheuschner stellte 36 Flaschen zu je 0,33 Litern vom Weltrekordbier her. Hierfür wurden rund 350 Liter 16-prozentigen Bockbieres als Grundsubstanz verbraucht.
Bis das Bier verkaufsfertig war, dauerte es zwei Jahre.
dpa/ 9 Bis das Bier verkaufsfertig war, dauerte es zwei Jahre.
Alle Flaschen des Weltrekordbieres wurden zum Preis von jeweils
200 Euro verkauft.
Jürgen Sieckmeyer 9 Alle Flaschen des Weltrekordbieres wurden zum Preis von jeweils 200 Euro verkauft.

„Trinken Sie Bier, sonst sind Sie höchst gefährdet“, zitiert Georg Tscheuschner einen seiner ehemaligen Uni-Professoren aus Weihenstephan. Mit einem Schmunzeln macht der Brauer aus dem mittelfränkischen Gunzenhausen schnell klar, dass es bei dem Spruch gar nicht so sehr darum geht, wodurch man eigentlich gefährdet ist. Denn Bier, vor allem starkes Bier, ist die Passion des 44-Jährigen.

Gunzenhausen - Mit seinem „Schorschbock“, der auf 57,5 Prozent Alkohol kommt und damit auf mehr als das Zehnfache eines normalen Bieres, hält der große, stämmige Mann seit Oktober den Weltrekord für den Gerstensaft. „Damit dürfte das obere Ende der Fahnenstange aber erreicht sein“, sagt Tscheuschner. Denn ein noch höherer Alkoholgehalt sei mit den natürlichen Zutaten wie Gerstenmalz und Hopfen wohl nicht mehr zu erreichen. Er müsste dann künstlichen Zucker verwenden und damit das deutsche Reinheitsgebot missachten. Etwas, das für ihn überhaupt nicht infrage kommt, wie Tscheuschner betont.

Die Jagd nach dem stärksten Bier der Welt begann seinen Worten zufolge vor knapp drei Jahren. Über einen Fernsehbeitrag wurde er auf die Brauerei Südstern in Berlin aufmerksam, der es gelungen war, ein Bier herzustellen, das es auf 27,6 Prozent Alkohol brachte. Da ein so hoher Alkoholgehalt nicht mehr nur durch die alkoholische Gärung erreicht werden kann, griff die Brauerei hierfür auf die sogenannte Eisbock-Methode zurück. Dabei wird Bockbier tiefgekühlt und die Eiskristalle anschließend abgeschöpft. Übrig bleibt ein hocharomatischer konzentrierter Eisbock mit einem Spitzenalkoholgehalt.

„Meine Neugierde war geweckt“, erzählt Tscheuschner. In seiner 1996 gegründeten Brauerei Schorschbräu im Ortsteil Oberasbach habe er sich dann an die Arbeit gemacht und einen eigenen Eisbock mit 31 Prozent Alkohol kreiert. Was dann folgte beschreibt er als regelrechten Wettkampf mit der Brauerei Brew Dog aus Schottland, die in der Folge einen Eisbock mit 32 Prozent präsentierte, den Schorschbräu wiederum mit 40 Prozent toppen konnte – und so weiter.

Das Spiel habe sich eine Weile fortgesetzt, erzählt der 44-Jährige, bis Brew Dog 2011 ein Bier mit 55 Prozent Alkohol auf den Markt gebracht und den Wettkampf offiziell für beendet erklärt habe. „Das hab ich so nicht hingenommen und klar gemacht: Es ist erst vorbei, wenn ich es sage“, sagt Tscheuschner. Also habe er den Rekord mit seinem auf minus 60 Prozent herunter gekühlten „Schorschbock 57“ erneut geknackt und hoffe nun, dass damit endlich Ruhe einkehre. Dass die Schotten noch einmal nachlegen könnten, hält er aber für möglich. „Das könnte meinen Kampfgeist wieder wecken“, sagt er. Denn bei allem Renommee, den ein solcher Erfolg mit sich bringt, sei der damit verbundene Aufwand für seinen Fünf-Mann-Betrieb schon enorm. Und die Kosten auch. „Für die Produktion von einem Liter Weltrekordbier brauche ich 30 Liter Bockbier mit 16 Prozent“, berichtet er.

Deshalb wurden von dem fast 60-prozentigen Weltrekordbier auch nur 36 Flaschen à 0,33 Liter hergestellt. Zum stolzen Preis von 200 Euro sind inzwischen alle verkauft. „Die Kunden sitzen auf der ganzen Welt. Es sind vor allem Sammler“, erzählt Tscheuschner. Wer das stärkste Bier der Welt kosten möchte, sollte sich auf einen intensiven Geschmack einstellen und vor dem ersten Schluck am besten erst einmal daran riechen – zur Eingewöhnung. Denn das fast schwarze Weltrekordbier ähnelt eher einem Aperitif oder Cognac als einem herkömmlichen Bier. Und es sollte auch in entsprechenden Mengen verzehrt werden.

„Es ist eher was für Genießer“, beschreibt Tscheuschner. Serviert wird der in beigen Steingut-Flaschen mit Bügelverschluss und Siegelwachs luft- und lichtdicht abgefüllte Gerstensaft am besten gekühlt und in einem Cognac- oder Whisky-Glas mit großer Öffnung, das ihm Platz für sein Aroma lässt. Wer einen besonders feinen Gaumen hat, dürfte dann neben dem aromatischen, würzigen Geschmack auch eine leichte Salznote ausmachen. Ob der 44-Jährige das aktuelle Weltrekordbier noch einmal herstellt, ist fraglich. „Ich weiß nicht, ob ich noch einmal den Nerv dazu habe. Ich glaube, das war eher eine einmalige Sache“, sagt er.

Einen Eindruck von der Kraft und Würze des „Schorschbocks“ können sich Interessierte durchaus auch über das restliche Sortiment der Brauerei verschaffen, zu dem Eisbock-Biere mit bis zu 43 Prozent Alkohol gehören und in dem kein Bier unter 13 Prozent zu haben ist. „Das ist mein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Tscheuschner. Immer nur das Gleiche zu brauen, würde den umtriebigen Brauer aber langweilen. Deshalb hat er die nächste Geschäftsidee längst entwickelt: In Eichenfässer gelagerte Biere, die mit ihrer Bourbon-Note auch Whisky-Trinker ansprechen dürften. Das, ist Tscheuschner überzeugt, könnte ein neuer Trend werden.

 

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