Das sind die fiesesten Verbraucher-Fallen
Nürnberger Experten schlagen Alarm: Im Kampf gegen die Abzocker kommen die Mitarbeiter der Verbraucher-Zentrale kaum nach. Die dreisteste Abzocke gibt’s bei Handys, im Internet und bei Versicherungen.
NÜRNBERG Im Kampf gegen die Abzocker kommen die Mitarbeiter der Nürnberger Verbraucher-Zentrale kaum nach. „Vor allem im Bereich der Telekommunikation, Internet und Neuen Medien ist der Beratungs-Bedarf stark gestiegen“, sagte Beratungsstellen-Leiterin Gisela Linke bei der Vorstellung der Jahres-Bilanz. Lesen Sie, mit welchen dreisten Tricks Verbraucher über den Tisch gezogen werden:
Telefon und Handy:
Das Problem sind die so genannten „untergeschobenen Verträge“. In der Regel wird dem Kunden telefonisch ein neuer Tarif angeboten. Selbst wenn der nur Info-Material haben möchte, bekommt er oft direkt eine Auftrags-Bestätigung zurückgeschickt. Das Unglück nimmt seinen Lauf, wenn der Kunde das als Werbung einfach in den Müll wirft. Die Folge sind Rechnungen und Mahnungen. Will sich der Kunde wehren, versauert er oft in den Warteschleifen der Hotlines. Schriftliche Beschwerden werden – wenn überhaupt – nur mit Standard-Schreiben beantwortet. Grundsätzlich gilt: Ungebetene Werbe-Anrufe sind gesetzlich verboten. Lassen Sie sich nicht darauf ein!
DSL:
Beim Anschluss gehen die Probleme meist schon los: Wenn Sie den Anbieter ihres DSL-Anschlusses wechseln wollen, sollten Sie eine Wartezeit von mindestens drei Monaten einkalkulieren. „Die Anbieter streiten sich oft über die Freischaltung“, so Gisela Linke. Derweil steht der Kunde ohne Internet-Anschluss da. Linke: „Viele Anbieter bleiben auch hinter ihren vollmundigen Versprechen zurück.“ Was nützt ein 16000 kbit/s-Anschluss, wenn die Leitung nur 6000 kbit/s hergibt?
Internet-Dienstleistungen:
Routenplaner, Ahnenforschung, Berufswahl-Portale, Lebenserwartungs-Tests etc. können zur teuren Kostenfalle werden. Nur wer auf der Internet-Seite ganz nach unten scrollt, erfährt im Kleingedruckten, dass der Dienst mit saftigen Gebühren verbunden ist. Das Gleiche gilt für so genannte „Free SMS“-Angebote. Die sind oft an ein Gewinnspiel gekoppelt, bei dem man seine Daten angeben muss. Wer dann auf den Teilnahme-Button klickt, schließt oft ein sündhaft teures Abo ab!
Für alle diese Abzock-Methoden gilt: Es handelt sich dabei nicht um einen wirksamen Vertrag! Lassen Sie sich auch nicht durch Schreiben von Inkasso-Unternehmen oder Drohungen mit einem Schufa-Eintrag beeindrucken. Ein echter Mahnbescheid, ausgestellt von einem Gericht, kommt bei solchen Angeboten so gut wie nie.
Versicherungen:
Gerade junge Familien lassen sich häufig Versicherungen aufschwatzen, die sie gar nicht benötigen. Im Gegenzug verzichten sie oft auf die Absicherung gegen existenzbedrohende Risiken. So sei eine Unfallversicherung für Erwachsene oft nicht nötig, so Linke. Leider werde aber auf die wichtige Berufsunfähigkeits-Versicherung verzichtet. Oft werden jungen Leuten auch Produkte angedreht, die die Berufsunfähigkeits-Versicherung mit Altersvorsorge-Produkten kombinieren. Wenn sich die Lebens-Umstände ändern (z. B. Arbeitslosigkeit) und die Altersvorsorge nicht durchzuhalten ist, verliert der junge Mensch auch den Schutz vor Berufsunfähigkeit.
Altersvorsorge:
Elf Millionen Riester-Verträge sind inzwischen abgeschlossen worden – zu sehr unterschiedlichen Bedingungen. Viele Gesellschaften verstecken die anfallenden Gebühren im Kleingedruckten – gerade bei jungen Leuten, die auf lange Laufzeiten kommen, ist ein Vergleich der Bedingungen lohnend. In der Rentenphase sind Unterschiede von bis zu 20 Prozent möglich! In Sachen Kostentransparenz kam bei einer Studie von „Finanztest“ keiner der Anbieter über ein „befriedigend“ hinaus.Winfried Vennemann