„Das SEK schoss unseren armen Hund fast tot!“

Auf der Suche nach einer Waffe: Die Polizei stürmte die kleine Wohnung mit Gewalt. Ein Anwalt will jetzt Klage einreichen
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Kevin (26), David und Gabriele S. sind geschockt. Polizeikugeln zerfetzten Simbas linkes Vorderbein – es musste amputiert werden.
bayernpress.com Kevin (26), David und Gabriele S. sind geschockt. Polizeikugeln zerfetzten Simbas linkes Vorderbein – es musste amputiert werden.

Auf der Suche nach einer Waffe: Die Polizei stürmte die kleine Wohnung mit Gewalt. Ein Anwalt will jetzt Klage einreichen

HERZOGENAURACH Die gewaltsame Stürmung einer Wohnung durch Spezial-Einsatzkräfte (SEK) der Polizei hat möglicherweise noch ein juristisches Nachspiel. Die völlig geschockte Familie hat bereits ihren Anwalt beauftragt, eine Klage auf Schadensersatz und Schmerzensgeld einzureichen.

Der filmreife SEK-Auftritt im Morgengrauen galt dem 26-jährigen Sohn Kevin, der schon häufiger durch Drogenkonsum, Diebstähle und ähnliche Kleindelikte in Erscheinung getreten ist. Diesmal war die Polizei auf der Suche nach einer Waffe, mit der im Sommer ein Mädchen von vier jungen Männern bedroht wurde. Einer der vier könnte nach den Ermittlungen Kevin gewesen sein. Er selbst sagte zur AZ: „Was weiß ich, was da herumerzählt wird. Ich war es jedenfalls nicht.“

"Er ist friedlich und tut niemandem etwas"

Nach Darstellung von Kevins Mutter Gabriele S. knallte gegen sechs Uhr morgens die Wohnungstüre auf, vermummte Männer stürmten herein, kurz darauf fielen zwei ohrenbetäubend laute Schüsse. Haushund „Simba“, eine Beagle-Mischung, heulte vor Schmerz auf. Kugeln aus einer Polizeiwaffe hatten ihm das vordere linke Bein zerfetzt. Es musste später in der Tierklinik amputiert werden.

Kevins Vater David S., der getrennt von seiner Frau lebt und an diesem Tag nur zufällig in der Wohnung war, deutet auf eine Wand in der Wohnung. Unten ist sie noch immer verschmiert vom Blut des Hundes, weiter oben sind mehr als ein Dutzend Einschlagstellen der Kugeln zu sehen. Davor, zwei Meter von der Wand entfernt, klaffen im Fußboden des Flurs zwei große Einschusslöcher.

Auf Anfrage der AZ erklärte ein Polizeisprecher: „Bei dem Einsatz wurde ein Schrotgewehr verwendet. Es war bekannt, dass sich ein Hund in der Wohnung befindet. Als er beim Eindringen der Beamten aggressiv auf sie zu stürmte, musste gezielt auf ihn geschossen werden.“ Dem widerspricht die Familie. Gabriele S.: „Die Polizei war schon öfter hier und kennt den Hund. Er ist friedlich und tut niemandem etwas.“

Der martialisch wirkende Auftritt der SEK-Beamten, die vermummt waren und mit schusssicheren Westen und Schutzschilden die kleine Wohnung stürmten, war letztendlich ein Schlag ins Wasser. Zwar entdeckten die Beamten bei der Durchsuchung eine kleine Menge Haschisch und mehrere Schlüssel, die sich nicht zuordnen ließen und möglicherweise gestohlen worden sein könnten, aber von der Pistole fehlte jede Spur.

Gabriele S. und ihre Familie halten den Polizeieinsatz für völlig überzogen. „Ich zittere jetzt noch vor Angst und muss mich von einem Psychologen behandeln lassen“, sagte Kevins Mutter zur AZ.

Polizeisprecher Peter Schnellinger hält dagegen: „Der Einsatz war in dieser Form völlig angemessen.“

Helmut Reister

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