Das Schicksal von Monika bewegt die Menschen in Flossenbürg

Die Schülerin Monika Frischholz aus Flossenbürg ist vor fast 43 Jahren spurlos verschwunden. Nun keimt in ihrem Heimatdorf erneut die Hoffnung auf, dass die Leiche des Mädchens endlich gefunden wird.
dpa |
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Die, bei Grabungen der Polizei, im Landkreis Neustadt an der Waldnaab gefundenen Reste eines VW Käfers. Foto: Armin Weigel
dpa Die, bei Grabungen der Polizei, im Landkreis Neustadt an der Waldnaab gefundenen Reste eines VW Käfers. Foto: Armin Weigel

Flossenbürg (dpa/lby) - Am 25. Mai 1976 verlässt die zwölfjährige Monika Frischholz ihr Elternhaus in Flossenbürg und kehrt nicht mehr zurück. Seit fast 43 Jahren ist das Rätsel um das Verschwinden der Schülerin ungelöst. Als die Polizei Ende 2018 nach einem neuen Zeugenhinweis den Fall wieder aufrollt, flammt in ihrem Heimatort Hoffnung auf. Wird Monika endlich gefunden?

Am Montag und Dienstag heben Ermittler nun am Rande der beschaulichen oberpfälzischen Gemeinde eine 50 Quadratmeter große Fläche aus. Dort vermuten sie die Leiche des Mädchens.

Auch wenn Monikas Verschwinden sehr lange her ist - die Menschen in Flossenbürg hat die Geschichte nicht losgelassen. Die Diskussionen um den Fall hätten in dem Ort nie geendet, sagt Bürgermeister Thomas Meiler (CSU). Das sei bedrückend gewesen. "Jetzt sehen die Menschen Licht am Horizont und hoffen, mit dem Thema abschließen zu können." Dass nun wieder ermittelt werde und zahlreiche Einwohner erneut vernommen worden seien, störe die Menschen aber nicht - im Gegenteil: "Jeder will dazu beitragen, dass der Fall aufgeklärt wird."

Das sagt auch Polizeisprecher Florian Beck: "Wir wollen wirklich nochmal alles versuchen, um das Verschwinden aufzuklären." Etwa 20 Beamte suchen das abgesteckte Areal an einem Waldrand ab, auch 3 Bagger sind im Einsatz. Die Fläche, die sich die Ermittler vorgenommen haben, wird etwa zwei Meter tief ausgehoben. Warum sie genau hier suchen, verraten sie aus taktischen Gründen nicht.

Als Monika 1976 ihr Elternhaus verließ, habe sie einen jungen Mann treffen wollen, sagten damals Zeugen aus. Aufgrund von Hinweisen konnten die Ermittler den Fußweg des Mädchens teilweise rekonstruieren. Was dann passierte, ist unklar. Ende vergangenen Jahres erhielt die Polizei einen neuen Hinweis, der ein Tötungsdelikt nahelegte. Seitdem gehen die Ermittler von Mord aus.

Bei den Grabungen legten sie zunächst ein Auto frei. Auch ein Kennzeichen aus Nordbayern wurde gefunden. Der VW Käfer müsse aber nicht unbedingt in Zusammenhang mit dem Verschwinden des Mädchens stehen, sagt ein Polizeisprecher. Es sei damals nicht unüblich gewesen, dass Menschen Müll im Wald entsorgten.

Am Dienstag hätten sie weiteren Unrat gefunden. Nach Abschluss der Grabungen ist von Knochen die Rede - vermutlich handle es sich aber um Tierknochen, sagt ein Polizeisprecher. Ob es sich bei der Grabungsstelle tatsächlich um den Ablageort der Leiche handele, sei unklar. "Es ist möglich."

Und genau diese Möglichkeit lässt die Menschen in dem 1500-Seelen-Ort hoffen. Im Dorf gibt es noch viele Menschen, die Monika und deren Familie persönlich kannten. Das Verschwinden des Mädchens hat die Leute dem Bürgermeister zufolge immer beschäftigt.

Er selbst habe die Schülerin nicht persönlich gekannt, sagt Meiler, der mit 49 Jahren etwas jünger ist, als es Monika heute wäre. Jedoch kann er sich an die Zeit ihres Verschwindens gut erinnern: Es habe damals geheißen, Kinder sollten vorsichtig sein, wenn sie rausgehen, und in kein Auto einsteigen. Schade sei, dass die Angehörigen von Monika die mögliche Aufklärung des Falles nicht mehr erleben.

Monikas Bruder hatte bis kurz vor seinem Tod Anfang des Jahres die Hoffnung, dass das Mädchen gefunden würde, so dass man es bestatten könne, sagt Pfarrer Georg Gierl. Der katholische Seelsorger ist seit zwölf Jahren in der Gemeinde tätig. Nicht zu wissen, was mit Monika passiert sei, habe den Bruder zeitlebens beschäftigt.

Für die ganze Familie wurde das Verschwinden der Zwölfjährigen zur Tragödie. Ihre Eltern und ein weiterer Bruder starben schon wenig später - an Gram und Schmerz, wie es im Dorf heißt. Vielleicht erfüllt sich nun der Wunsch des zweiten Bruders: Und Monika kann endlich beerdigt werden.

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