Das Piepsen der Mäuse
NÜRNBERG - Bei der Nürnberger Kulturpreisparty, dem lockenden Szene- Treff des Jahres, wurde in knallvoller Tafelhalle bis in die Puppen gefeiert.
AZ-Feuilletonchef Dieter Stoll hatte es in seiner Verbal-Verbeugung vor Joachim Torbahn und Tristan Vogt, die für ihr blitzgescheites Figurentheater als „Thalias Kompagnons“ mit dem Großen Kulturpreis der Stadt ausgezeichnet wurden, ja vorausgesagt: In Nürnberg gibt’s „Kultur bis in die Puppen“. Da war der Hinweis zur Kulturpreisparty – „Ende gegen 24 Uhr“ – natürlich glatt gelogen. Mitternacht war längst vorbei, als sich Torbahn durch die gute Laune langsam zum Ausgang redete: Zwölf Stunden später mussten die Kompagnons mit dem ensemble KONTRASTE in Nancy ihre gefeierte „Zauberflöte“ spielen. Tafelhallen-Chef Michael Bader spielt den Chauffeur.
Der Künstler Udo Kaller erinnerte sich an den Abend, als er seinen Nürnberger Förderpreis bekam, im vergangenen Jahrhundert, in der Kunsthalle, in kleiner Runde mit 30 Leuten. Nun ist das Ereignis zum lockenden Szene-Treff des Jahres aufgestiegen: Per Live-Schaltung ins Café wurden Zaungäste bedient, oben in der Tafelhalle stapelten sich die Besucher. Kurzfristig erst umstellt und dann umsungen von der Hundertschaft aus Hans-Sachs-Chor und Uni-Kammerchor, die Julian Christoph Tölle, einer der Förderpreisträger, im Ferndirigat von der Bühne als Raumklangkette lenkte. Massenbewegend blieb es bis zum Schluss, als die sechs Initiativen und Künstler im Konfettiregen standen. Der kam genauso überraschend, wie es die Bandbreite vorher war.
Vor 25 Jahren wäre dieses Stipendium „optimal“ gewesen, maulte Grantl-Satiriker Matthias Egersdörfer, als Option, um’s dem Physiklehrer, dem „Maulaff“, zu zeigen. Er sagte trotzdem „Dangge“ und lud Katharina Gloser im Saal auf ein Gutschein-Getränk ein, weil ihr Mann, der Staatsminister Günter, so schön gratuliert hat: Er als Europäer staune über das „Maß an Völkerverständigung“. Egersdörfer lebt in Fürth.
Jugendlicher Leicht-Sinn schwebte im eingedämmten Redenfluss über der Szene. Was nicht nur auf Torbahn und Vogt zutrifft (die mit sarkastisch gepiepstem Mäusegesang auf die Vergänglichkeit des Lebenswerkes hinwiesen), sondern auch auf die Risikofreude der „Brückenfestival“-Macher und Sängerin Yara Linss, hier als Bossa-Nova-Schmetterling. Anders Möhl, Fredder Wanoth und die Kreativ-Biotopler der Galerie Bernsteinzimmer führten die Kronzeugenregelung im Abendmahl-Ambiente ein (aus der Schlange der Verehrer heraus rief Maler Peter Angermann: „Du bist klasse!“). Und OB Ulrich Maly, außer Konkurrenz, puzzelte Politiker-Floskeln über das Wesen der Kultur zur Phrasendreschflegelei. Er hatte sich im Fundus der Staatskanzlei bedient. Es hätte aber auch das Nürnberger Kulturreferat sein können. Wie Julia Lehner mit ihrem Reden-Allerlei über Pioniere und Prognosen vorher belegt hatte. daer
Gesehen: Akademiepräsident Ottmar Hörl, Peter B. Wyrsch (nun Intendant in Biel), Augustinerhof-Bauherr Gerd Schmelzer, die Autoren Fitzgerald Kusz und Elmar Tannert, Kunsthallen-Chefin Ellen Seifermann, die Komponisten Werner Heider und Heinrich Hartl, Kabarettist Bernd Regenauer, Angelika Nollert (Neues Museum), Symphoniker-Intendant Lucius Hemmer, Wally und Paul Schmidt (Salz & Pfeffer), Hans-Peter Miksch (kunst galerie fürth), POC-Chef Franz Killer, die früheren Preisträger Meide Büdel, Hubertus Hess, Michael Aue, Verena Waffek und Inge Gutbrod.
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