Das neue Augsburger Gefängnis wurde eröffnet

Es ist topmodern und groß genug – Häftlinge sitzen dennoch noch nicht im neuen Augsburger Gefängnis.
Gablingen 40 Jahre hat die Planung gedauert, jetzt ist es endlich fertig: das neue Gefängnis in Gablingen bei Augsburg. Gestern hat Bayerns Justizminister Winfried Bausback (CSU) das Gebäude offiziell seiner Bestimmung übergeben. Ohne Häftlinge. Die konnten nämlich wegen technischer Schwierigkeiten noch nicht einziehen. Doch die Technik war nicht das einzige Hindernis auf dem langen Weg zu einem Ersatz für die Augsburger Haftanstalten:
Die Idee: Seit den 1970er Jahren ist klar, dass das Augsburger Gefängnis einen Neubau braucht. Die Haftanstalt verteilt sich bisher auf zwei veraltete Gebäude in der Karmelitengasse und im Hochfeld. Vor rund 40 Jahren wurde deshalb damit begonnen, einen Standort für einen Neubau zu suchen. Ein ehemaliger Militärflughafen in Gablingen wurde als geeigneter Platz ausgewählt. 2004 entstanden die ersten Pläne im Rahmen eines Architektenwettbewerbs.
Die Privatisierung: Eigentlich war geplant, das Gefängnis als öffentlich-private Partnerschaft zu errichten. Ein privater Investor hätte die Anlage gebaut, der Freistaat sie dann angemietet. Letztendlich scheiterte das Projekt aber, weil sich die Angebote der Investoren nicht rechneten. Deshalb übernahm Bayern das Projekt doch selbst. Nach langwierigen Auftrags- und Genehmigungsverfahren konnte der Bau 2011 beginnen.
Der Probebetrieb: Eigentlich sollte im Gefängnis vor der Eröffnung ein Probebetrieb mit 100 als weniger gefährlich eingestuften Häftlingen beginnen. Allerdings spielte die Technik nicht mit: Computerprobleme behinderten die Inbetriebnahme. Zudem mussten Baumängel wie nicht funktionierende Aufzüge oder schadhafte Bodenbeläge und Fenster behoben werden.
Die Eröffnung: Winfried Bausback reiste eigens an, um das leere Gefängnis zu eröffnen. Als „ganz großen Fortschritt“ im Justizvollzug bezeichnet er den modernen Neubau. Und Abstimmungsprobleme seien bei so großen Projekten nicht selten. Nun gilt es, die letzten Abstimmungsprobleme aus dem Weg zu schaffen. Wenn die Computer und Aufzüge funktionieren, werden die Mitarbeiter ins moderne Schließsystem mit Türchips eingearbeitet. Dann – voraussichtlich Anfang November – können die Häftlinge für den Probebetrieb einziehen. Wann danach die restlichen Zellen belegt werden, ist noch unklar.
Das neue Gefängnis: Die neue Justizvollzugsanstalt hat mehr als 100 Millionen Euro gekostet. Sie bietet Platz für 609 Häftlinge – mehr als doppelt so viele wie im alten Augsburger Gefängnis Platz hatten. Eine V-förmige Ausrichtung der Zellentrakte verhindert ungewollte Kommunikation zwischen den Häftlingen. Besucher können die Anstalt nur unterirdisch betreten. Der Besucherbereich befindet sich ebenfalls unter der Erde. Eine sechs Meter hohe Mauer, ein Sicherheitszaun, 200 Kameras und ein Herzton-Scanner sollen einen Ausbruch verhindern.