Das Mädchen mit der Gitarre

Katie Melua kam, sang - und ging wieder.
Martin Mai |
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Katie Melua in der gut gefüllten Nürnberger Arena gibt sich als natürlicher Gegenentwurf zu überdrehten Pop-Abziehbildern.
Berny Meyer Katie Melua in der gut gefüllten Nürnberger Arena gibt sich als natürlicher Gegenentwurf zu überdrehten Pop-Abziehbildern.

Vor dem Song „I’d Love To Kill You With A Kiss“ erzählt Katie Melua in der Nürnberger Arena davon, dass es in Georgien (wo sie geboren wurde ) oft heiß und temperamentvoll hergeht, in der Liebe. Also ganz anders als in einem Konzert von Katie Melua.  Da erzählt sie zwar in ihren Liebesliedern von Schmerz und Leidenschaft – auf der Bühne aber bleibt Melua kühl, distanziert, zurückhaltend. Und wenn sie sich mal bewegt, wirkt das wie von einem unsichtbaren Choreografen hinter der Bühne gesteuert: „Jetzt! Arme langsam zum dramatischen Schluss nach oben heben!“

Katie Melua ist also eine Art Gegenentwurf zum überdrehten, perfekt inszenierten Pop von Lady Gaga. Während es der einen nicht schrill und laut genug sein kann, begnügt sich die Britin mit einem einfachen schwarzen Top mit Rock und klammert sich die meiste Zeit auf ihrer künstlich verkleinerten (!) Bühne an ihrer Akustik-Gitarre fest. Schon in ihrem ersten Song, „Closest Thing To Heaven“, macht sie deutlich, wie wichtig ihr die Reduktion auf das Wesentliche, nämlich Melodie und Song, ist. Und wie wenig Wert sie auf ihre eigene Inszenierung legt. Es hebt sich der Vorhang, und dahinter steht ganz allein Melua, singt nur zu ihrer Gitarre. Dann kommt sie nach vorne, bedankt sich artig beim Publikum fürs Kommen und spielt im Folgenden ohne große Überraschungen über 20 Songs, teils aus ihrem aktuellen Album „The House“.

 

Standing Ovations für so  viel Natürlichkeit

 

Freilich erfüllt Melua dabei alle Klischees über Mädchen mit Akustik-Gitarren. Ihre Lieder sind (Folk-)Balladen, Liebeslieder, angereichert mit Streichern und ihrer formidablen Band. Aber gleichzeitig bricht sie in Nummern wie dem Chanson „A Moment of Madness“ oder dem zutiefst ergreifenden Blues „The One I Love Is Gone“ aus dem Schema F aus und lässt ihre Stimme kratzen, beißen, zeigt Konturen. Gegen solche Höhepunkte stehen Dumpf-Lieder wie das überflüssige „Red Balloons“, in dem Melua die übelsten Zutaten (banaler Text und zuckersüße, abgelutschte Melodie) zusammenmanscht.

Getragen wird aber auch derartiger Nonsense durch Meluas größtem Pfund: ihrer immer perfekten Stimme. Nach eineinhalb Stunden gab’s Standing Ovations für so viel Natürlichkeit.

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