„Das ist eine Schmutzkampagne der CSU“

Der SPD-Stadtrat Arif Tasdelen (34) über den Streit um das Burka-Plakat und Nürnbergs schlechtes Abschneiden bei der Integrations-Studie.
AZ: Herr Tasdelen, was halten Sie von dem Wirbel um das Burka-Plakat?
ARIF TASDELEN: Mir ist das Plakat vorher gar nicht aufgefallen. Und ich verstehe die Aufregung auch gar nicht.
Viele Menschen regen sich aber darüber auf. Da muss die Frage, ob so eine Darstellung geschickt ist, schon erlaubt sein.
Ob das Plakat jetzt hilfreich ist oder nicht, will ich in einer Zeitung nicht bewerten.
Und wie stehen Sie persönlich zur Burka?
Ich bin dagegen, würde als Frau so etwas nicht anziehen.
Vielen Frauen in islamischen Ländern bleibt diese Wahl aber nicht.
Das weiß ich nicht. Aber alles, was mit Zwang zu tun hat, verurteile ich. In der türkischen Gemeinde ist das Kopftuch oder die Burka jedenfalls kein Thema. Hier geht es eher um das Bildungsproblem.
Für die CSU ist der Fall klar, sie kritisiert das Plakat als eindeutiges „Symbol der Frauenunterdrückung“.
Das ist doch nur eine Schmutzkampagne der CSU, bei der sie auf die Ausländer einprügeln kann. Jetzt kann sie wieder ihre Parolen verbreiten, die Türken in Deutschland würden sich nicht integrieren.
Wenn man der Studie des Berlin Instituts glauben will, tun sie das auch nicht. Laut der Analyse sind die Türken die mit Abstand am schlechtesten integrierte Gemeinschaft. Und ausgerechnet Nürnberg schneidet bei der Studie miserabel ab.
Das liegt doch hauptsächlich daran, dass vor allem bildungsferne Schichten aus der Türkei nach Deutschland ausgewandert sind. Mein Vater hatte Lesen und Schreiben nur beim Militär gelernt, meine Mutter ist sogar Analphabetin. Aber aus mir und meinem Bruder Halil, der Stadtrat für die SPD in Bayreuth ist, ist ja trotzdem etwas geworden. Ich muss aber zugeben: Das ist natürlich nicht typisch.
Warum klappt es dann in München und Frankfurt, nur hier anscheinend nicht?
Es ist nur eine persönliche Erfahrung: Aber in Nürnberg haben sich Türken und Deutsche abgekapselt und keinen Zugang zueinander gefunden.
Haben Sie Hoffnung, dass sich das bald ändert?
Solange Ausländer nicht als vollwertige Menschen angesehen werden, solange werden sich diese Menschen hier nicht zu Hause fühlen. Die Deutschen dürfen keine Ängste vor Migranten haben.
Und was können die Migranten tun?
Mein Appell: Engagiert euch in der Gesellschaft, in Vereinen, bei der Freiwilligen Feuerwehr! Ich habe da auch schon ein Umdenken bemerkt. In ein paar Jahren wird sich das Problem gelöst haben. Dann werden wir über Integration gar nicht mehr sprechen müssen.
Interview: K. Kaufmann