„Das ist doch Blödsinn“
FÜRTH - Greuther Fürths Keeper Stephan Loboué wehrt sich gegen die Verbal-Attacken vom Kollegen Kirschstein: "Ich spiele doch nicht nur, weil ich mit den anderen Spielern in der Disko war". Trainer Benno Möhlmann hält im Torwart-Streit zu "Lobo".
War ja klar, dass da noch was kommt: Der Wechsel von Sascha Kirschstein zu Stephan Loboué im Fürther Tor war erstaunlich ruhig abgelaufen. Fan-Liebling „Lobo“ lobte den Konkurrenten als Respektsperson, Kirschstein blieb stumm. Vorbildlich? Pustekuchen! Nachdem Trainer Benno Möhlmann sich diese Woche – wie erwartet – auf Loboué als seine neue Nummer eins festlegt hatte, platzte Kirschstein der Kragen. In der „Bild“ heulte sich der 28-Jährige aus und teilte dabei deftig gegenüber dem Verein und seinem Kontrahenten aus. Kirschsteins fadenscheinige Erklärung über den Grund seiner Degradierung: „Der Trainer meinte, dass ich im Team derzeit kein so gutes Standing habe wie Loboué. Der zieht eben oft mit Kollegen um die Häuser. Als Familienmensch bin ich nicht der Partytyp.“ Puh, böses Foul. Das schreit eigentlich nach einer Roten Karte – findet der Angegriffene und keilt zurück. „Ich wollte mich da eigentlich auf kein Scharmützel einlassen. Aber ich akzeptiere nicht, dass er privat wird. So was macht man einfach nicht. Als ob der Trainer sagen würde, der Stephan Loboué spielt, weil er nach einem gewonnenen Spiel mit den Mitspielern noch in die Disko geht. Das ist doch Blödsinn.“
„Im Grunde ist mir das zu blöd.“
Kleeblatt-Trainer Benno Möhlmann sieht’s genauso, wollte sich aber zunächst gar nicht in den Streit einmischen: „Im Grunde ist mir das zu blöd.“ Sah sich dann aber doch zum Einschreiten gezwungen. „Ich habe heute innerhalb der Mannschaft klargestellt, dass das nicht der Grund für den Wechsel war.“ Stattdessen fällt Möhlmann ein relativ vernichtendes Urteil über die Leistung seiner einstigen Nummer eins. „Die Gründe für den Wechsel waren ganz einfach. Loboué hat in den letzten drei Spielen sehr gut gehalten. Hat sogar in seinen drei Spielen eine bessere Statistik als Sascha in seinen sieben Spielen zuvor. Und außerdem habe ich gemerkt, dass Lobo mit seinen Mitspielern den normaleren Umgang hat – auf dem Platz wohlgemerkt.“
Kirschstein muss bleiben - ob er will oder nicht
Konsequenzen werden Kirsches Verbal-Attacken gegen den Verein („Fürth ist jetzt noch mein Arbeitgeber – mehr nicht“) und Mitspieler aber laut Möhlmann nicht haben. „Ich kann nichts dafür, dass er sich jetzt nach außen anders darstellt als intern. Das ist aber auch nicht mein Problem.“ In einem Punkt bezieht Möhlmann dann aber doch eindeutig Stellung. Kirschsteins Absichten, bereits in der Winterpause zu wechseln („Wenn ich in den nächsten Wochen nur auf der Bank hocke, will ich im Winter den Verein verlassen“), erteilt der Trainer eine klare Absage. „Sascha kann sich einen neuen Arbeitgeber umsehen, so viel er will. Wenn wir ihn behalten wollen, werden wir ihn nicht abgeben.“ Na, das kann ja noch heiter werden. Allerdings ist es kaum vorstellbar, dass sich Möhlmann weitere verbale Attacken Kirschsteins bieten lassen wird. Zumal der Keeper nur bis zum Saisonende vom HSV ausgeliehen ist.
Trotzdem, ohne einen Ersatz werden die Fürther, die sonst nur noch Amateur-Torwart Jens Grahl in der Hinterhand haben, den schmollenden Torhüter nicht ziehen lassen. Zumindest nicht, solange Stephan Loboué seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängert hat. Der sagt zwar, „Greuther Fürth ist mein erster Ansprechpartner“. Aber auch: „Angebote gibt es genug.“ Das erklärte Ziel des 27-Jährigen ist die Rückkehr in die Nationalelf der Elfenbeinküste. Und dafür „ist es gut, wenn ich spiele.“ Darüber braucht sich Loboué nach dem Aussetzer seines Kollegen keine Sorgen mehr zu machen. K. Kaufmann