Das ist die Zukunft der Nürnberger Straßenbahn
Die Trasse durch die Pillenreuter Straße kommt 2011. Sie ist Teil des neuen Netzes - und umstritten. Stadt und VAG wollen 9,3 Millionen Euro locker machen.
NÜRNBERG Die Nürnberger lieben ihre Straßenbahn! Bei der rollenden Bürgerversammlung in einem der modernsten Züge der VAG informierten sich gut 150 Teilnehmer über das neue Straßenbahn-Netz – das war Rekordbeteiligung bei den mobilen Bürgersprechstunden, die OB Ulrich Maly (SPD) und die Stadtspitze seit 2002 veranstalten.
In einem halben Jahr beginnt der Bau der neuen Straßenbahnlinie durch die Pillenreuther Straße. Die Strecke ist zwar nur 800 Meter lang. Doch sie wird dafür sorgen, dass Nürnberg ein neues Straßenbahnnetz bekommt. 2011 sollen die Gleise liegen. 9,3 Millionen Euro geben VAG und Stadt dafür aus.
Das Projekt ist umstritten. Bis zuletzt klagten Anwohner und Händler aus der Pillenreuther Straße gegen die Trasse. Sie sei zu laut und vertreibe Kunden. Doch sie unterlagen vor dem Verwaltungsgerichtshof.
„Jetzt sind Durchmesserlinien möglich“, erläuterte der städtische Verkehrsplanungs-Chef Frank Jülich. Heißt: Die Straßenbahn-Züge wenden künftig nicht mehr am engen Platz vor dem Hauptbahnhof. Es wird dann eine Linie 8 von Erlenstegen durch den Allersberger Tunnel bis in die Bayernstraße geben. Die neue Linie 5 wird den Tiergarten im Osten über die neue Strecke durch den Celtistunnel und die Pillenreuther Straße mit der Worzeldorfer Straße im Süden verbinden (siehe Grafik).
Änderungen bei der Linie 9
Vorteil für die VAG: Die Züge sind auf der neuen Strecke vier Minuten schneller. Daher können auf der Strecke – bei gleichem Takt – zwei Bahnen weniger eingesetzt werden. Zudem wird es auf Höhe der Celtisstraße eine neue Haltestelle geben. Die VAG rechnet mit täglich 800 zusätzlichen Fahrgästen. Ersparnis und Mehreinnahmen summieren sich auf 900.000 Euro im Jahr. Eine intelligente Ampelsteuerung soll Staus verhindern. Denn Tram und Autos teilen sich die Straße. Die lärmgeplagten Anwohner bekommen zudem Schallschutz-Fenster. Die neue Strecke wird im Herbst 2011 in Betrieb gehen.
Auch bei der Linie 9 wird es Änderungen geben. Sie wird ab 2011 nur noch vom Dokuzentrum bis Hauptbahnhof fahren. Denn dann verkehrt die U-Bahn im Norden vom Rathenau- zum Friedrich-Ebert-Platz. Deshalb wird die Straßenbahn eingestellt, die in der Pirckheimer Straße quasi parallel verkehrt. Anderenfalls müssten sonst Zuschüsse zurückgezahlt werden.
Das bedeute nicht, so erläuterte Jülich im Straßenbahndepot, dass die Gleise in der Pirckheimer Straße sofort rausgerissen werden. „Die Schienen bleiben, bis über den Nahverkehrs-Entwicklungsplan entschieden ist. Vielleicht werden sie für andere Verbindungen gebraucht.“ Dabei werden verschiedene Szenarien beraten: Geprüft werden unter anderem eine U-Bahn-Linie zum Tiergarten, die Straßenbahn durch die Altstadt, eine Stadtbahnlinie vom Nordostpark über die alte Ringbahntrasse nach Fürth und die Stadtbahnlinien nach Erlangen und Kornburg.
Michael Reiner
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