Das Drama um Thomas Fuchsberger: Die öffentliche Trauer

„Wenn man spürt, dass man nicht allein ist, gibt einem das Mut.“ So erleben die Angehörigen die schweren Momente an der Unglücksstelle
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Gundula und Blacky Fuchsberger mit Cornelia Corba am Kulmbacher Mühlbach.
dpa Gundula und Blacky Fuchsberger mit Cornelia Corba am Kulmbacher Mühlbach.

„Wenn man spürt, dass man nicht allein ist, gibt einem das Mut.“ So erleben die Angehörigen die schweren Momente an der Unglücksstelle

MÜNCHEN Es sind Bilder, wie sie berührender, emotionaler nicht sein könnten: Blacky Fuchsberger (83), wie er mit seinen Angehörigen jene Stelle in Kulmbach besucht, an der sein geliebter Sohn Thomas (†53) gestorben ist. Um die kleine, familiäre Trauergemeinde herum: Fotografen und Reporter. „Ich bin verzweifelt“, sagt Blacky Fuchsberger.

Es ist ihm anzusehen. Auch seine Ehefrau Gundel (80) und Tommys langjährige Lebensgefährtin Cornelia Corba (41) sind mitgekommen. Die Menschen um sie herum, die Journalisten – die Fuchsbergers scheint die große öffentliche Anteilnahme nicht zu stören. Im Gegenteil. Eine Trauer-Expertin – sie nennen sie „die Dame mit Erfahrung in solchen Situationen“ – hat der Familie zur Offenheit geraten. Auch wenn sie jetzt inmitten von Kameras stehen.

„Wir hatten große Angst vor diesem Tag und diesem Gang“, sagt Cornelia Corba mit leiser Stimme zur AZ. „Aber wir können es erst jetzt verarbeiten. Für unsere Trauerarbeit ist es enorm wichtig, dass wir so von Tommy Abschied genommen haben.“

Das Interesse, das Mitgefühl der Menschen gibt den Angehörigen ganz offensichtlich Kraft. In Kulmbach haben sie auf der Parkbank, an der Tommys Handy gefunden worden war, Kerzen aufgestellt. „So etwas tut gut“, sagt Corba. Darum trauern die Fuchsbergers öffentlich: „Die vielen Leute um uns herum in Kulmbach waren alle so freundlich. Sie waren über Tommys Tod entsetzt und geschockt wie wir. Wenn man spürt, dass man in seiner Trauer nicht alleine ist, gibt einem das Mut. Jedes Zeichen rührt und stärkt zugleich. Wenn Tommy das mitbekommen könnte, hätte es ihn ungeheuer stolz gemacht.“

Auch der Münchner Großmetzger Magnus Bauch war in Kulmbach dabei, er empfindet es als Ehre, der Familie helfen zu können. Bauch war Tommy Fuchsbergers Nachbar in Grünwald. Er sagt zur AZ: „Dass in Kulmbach so viele Fotografen um uns rumstanden, war mir egal. Tommy war mein Freund. Das war eine Sache zwischen mir und ihm. Ich bin Blacky und Gundel sehr dankbar, dass ich sie nach Kulmbach und im Konvoi Tommy nach München begleiten durfte.“

Den Angehörigen war es wichtig, den Leichnam zu sehen. „Wir haben uns anfangs dagegen gewehrt“, sagt Cornelia Corba. „Doch es tat – in einem sehr seltsamen Sinne – gut. Es war irgendwie erlösend. Tommy lag da so friedlich. Ich fühlte mich ihm in diesem Moment, als er vor mir lag, sehr nah. Das Lächeln werde ich im Gedächtnis behalten.“

Cornelia Corba weint. Aber sie spricht tapfer weiter. Sie möchte reden, sich alles auch selbst nochmal erzählen: ihre zehn Jahre währende Liebesgeschichte. Sie traf Tommy, als sie gerade ihre Schwester mit Mitte 30 verloren hatte und deren Sohn groß zog. Es war Liebe auf den ersten Blick.

Jeden Geburtstag, jedes Jubiläumsjahr zelebrierten sie – auch öffentlich, das gehörte bei den Fuchsbergers immer dazu. Bei Blacky, für den Öffentlichkeit seit jungen Jahren Normalität war. Und auch bei seinem Sohn. Von Geburt an war da immer irgendwo eine Kamera. Ob erste Ehe oder die Diabetes-Erkrankung: In Tommys Leben gab es kein privates Tabu. Ein öffentliches Leben. Ein öffentlicher Tod.

So versteht es auch Cornelia Corba. Deshalb – und weil sie sonst nicht viel machen kann, was sie ablenkt – hat sie ein Lied geschrieben und auf ihre Homepage gestellt. Das Lied heißt „Eternal Liebe“. „Jetzt bist du fort von mir“, singt sie, während viele gemeinsame Bilder zu sehen sind. „Hoch oben an dem Sternenzelt, und nachts schau ich hinauf und suche dich in dieser Welt.“

Heute in einer Woche soll Tommy beerdigt werden. Die Fuchsbergers planen einen privaten Abschied und eine große Beerdigung. Was danach kommt, daran will niemand denken. „Die Aufgaben bis zur Beerdigung helfen uns.“ Vor dem Danach hat sie Angst. „Das wird ein ganz neues Leben“, sagt Cornelia Corba. „Ein Leben, das ich gar nicht will.“Kimberly Hoppe,

Angela Böhm

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