"Darum bin ich Polizist geworden"

Harte Arbeit, Stress und Pöbeleien. Polizisten müssen einiges aushalten. Wenn sie dann wenigstens gut verdienen würden. Aber Anfänger verdienen 1423 Euro im Monat. Nicht gerade viel.
NÜRNBERG Sie arbeiten im harten Schichtdienst, sie müssen Nacht für Nacht raus, sie müssen sich manchmal anpöbeln lassen, sie setzen sich Tag für Tag Gefahren aus, sie müssen körperlich topfit sein, ihre Seele muss auch viel Leid aushalten können – Polizisten in Franken. Die 1423 Euro, die im Schnitt ein Neuling (Polizeioberwachtmeister, ein grüner Stern auf der Schulterklappe) bei der Polizei mit nach Hause nimmt, können nicht das schlagende Argument für diesen Knochenjob sein. Und dennoch sind auf Frankens Straßen wieder 69 neue Polizisten unterwegs.
Die 69 im mittleren Dienst, die jetzt vom Polizeipräsidenten Gerhard Hauptmannl im Präsidium begrüßt wurden, kommen direkt von ihrer Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei. Hier haben sie als Polizeimeisteranwärter 837 Euro verdient (Beispiel: ledig, unter 26 Jahre, Steuerklasse 1).
Jetzt haben sie den ersten grünen Stern auf der Schulter. Sind vier in einer Reihe geschaltet, wurden aus den Anwärtern „Polizeihauptmeister mit Amtszulage“, das bedeutet für einen 47 Jahre alten Familienvater (zwei Kinder) dann netto 2892 Euro.
Doch der Weg bis dahin ist für die 69 jungen Beamten noch weit. 29 von ihnen werden dem Abschnitt Mitte zugeordnet, 25 unterstützen die erfahrenen Kollegen im Abschnitt Ost, 15 wurden dem Abschnitt West zugeteilt. Auf ihren neuen Revieren werden sie jetzt für Recht und Ordnung sorgen. Die AZ hat bei den Frischlingen nachgefragt: Warum sind Sie eigentlich zur Polizei gegangen?
"Jetzt kann ich den Menschen helfen."
Ich habe vorher etwas ganz anderes gemacht, ich habe Bankkauffrau gelernt. Doch das war nichts für mich, ich habe mich gefühlt wie eine Puppe: Ich hatte das Gefühl, nur herumzustehen. Jetzt kann ich den Menschen helfen. Dazu bekomme ich Einblicke in viele unterschiedliche Bereiche, und dabei kann ich ganz viel tun. Natürlich kenne ich auch die Schattenseiten wie zum Beispiel den Schichtdienst – aber der schreckt mich nicht ab.
Direkter Bürgerkontakt ist wichtig
Ich finde es sehr gut, einen direkten Kontakt zum Bürger zu haben. Auch das selbständige Arbeiten war für mich ein Argument in der Berufswahl: Hier wird ein Mitdenken gefragt, und dass man das auch umsetzen kann. Daneben zählt immer auch das Team, man muss genauso in der Gruppe funktionieren. Natürlich sehe ich auch, dass der Verdienst besser sein könnte – aber das hat mich nicht wirklich von der Berufswahl abgeschreckt.
Abwechslungsreicher Beruf
Es ist ein abwechslungsreicher Beruf mit guten Aufstiegs-Chancen. Und man kann sogar während des Dienstes Sport treiben. Die gefährliche Seite des Berufs schreckt mich nicht ab, dazu wurden wir zu gut ausgebildet, wir werden ja nicht ins kalte Wasser geworfen. Allerdings hat sich mein Freundeskreis dezimiert, was an der Schichtarbeit und der umfangreichen Ausbildung liegt – dafür haben einige kein Verständnis.
Schon der Opa war Polizist
Für mich erfüllt sich ein Kindheitstraum, schon als Bub wollte ich nichts mehr, als zur Polizei zu gehen. Deshalb habe ich mir auch immer die Polizei-Mütze meines Opas aufgesetzt. Ich habe mich auch zielgerichtet nur bei der Polizei beworben. Die Tests waren machbar, verunsichert ist man aber immer – man weiß ja, dass man viele Mit-Bewerber hat, und dass die Note entscheidet. Dass ich dabei bin, war für mich eine Riesenerleichterung.