Darmkrebs: Karl Weigel (57) wird bald sterben

Er liegt in der Palliativmedizinischen Abteilung der Uni-Klinik, während sich die Krankheit durch seinen Körper frisst.
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Karl Weigel im Gespräch mit Professor Christoph Ostgathe und Pflegedienstleiterin Helga Bieberstein.
Klaus Schillinger Karl Weigel im Gespräch mit Professor Christoph Ostgathe und Pflegedienstleiterin Helga Bieberstein.

Er liegt in der Palliativmedizinischen Abteilung der Uni-Klinik, während sich die Krankheit durch seinen Körper frisst.

NÜRNBERG/ERLANGEN „Manchmal sitze ich einfach hier und weine. Dann geht’s wieder.“ Der Nürnberger Karl Weigel ist 57 Jahre alt. Er ist todkrank: Darmkrebs im Endstadium. Inoperabel. In der AZ erzählt er die traurigste Geschichte des Tages. Und doch ist es eine Geschichte der Hoffnung. Denn seit zwei Wochen liegt Weigel auf der neuen Palliativmedizinischen Station der Uni-Klinik Erlangen. Sie soll Sterbenskranken die letzten Tage erleichtern...

Es ist fast schon philosophisch: Einst begann hier das Leben. Jetzt endet es hier. Denn die Palliativmedizinische Abteilung hat ihr Quartier in der ehemaligen Geburtsabteilung des Klinikums bezogen. „Etwa 40 Prozent unserer Patienten sterben hier“, erklärt Professor Christoph Ostgathe, Leiter der Station.

Karl Weigels Leidensweg begann 2005. Mit Verdacht auf Blinddarmentzündung wurde er im Klinikum Nürnberg Nord behandelt. Die Ärzte stellten ein Zellkarzinom fest, entfernten ihm den halben Dickdarm. Nach einer Kur ging Weigel regelmäßig zur Nachsorge. „2009 habe ich dann starke Bauchschmerzen bekommen“, erzählt er. Erst wollte er nicht ins Krankenhaus. Als die Schmerzen immer schlimmer wurden, fasste er sich ein Herz. „Innerhalb von zwei Tagen lag ich auf dem OP-Tisch“, erzählt Weigel. „Der Krebs hatte wieder gestreut. Einige Wucherungen konnten entfernt werden. Ein Tumor aber blieb. Er liegt direkt an einer Hauptschlagader.“ Es folgten ein Darmverschluss und ein künstlicher Ausgang. Seit Januar kann Karl Weigel zudem nur noch künstlich ernährt werden. „Seitdem habe ich einen Glusterer auf alles“, lacht er.

Auf der Palliativ-Station wird derzeit getestet, welche Mittel Karl Weigels Schmerzen wirksam lindern können. „Dann kann ich vielleicht noch einmal nach Hause zu meiner Lebensgefährtin“, hofft er, der trotz seiner Krankheit den Humor nicht verloren hat. „Aber so lange fühle ich mich hier sehr gut aufgehoben. Es ist wie in einem Fünf Sterne Hotel. Die Pfleger und Ärzte nehmen sich Zeit, plaudern auch nachts mal mit mir, wenn’s mir nicht gut geht“, lobt er das Engagement des Teams.

Über Karl Weigels Lebenserwartung können keine Aussagen getroffen werden. Zu unberechenbar ist der Krebs, der sich immer weiter durch seinen Körper frisst. „Ich gehe davon aus, dass es noch dieses Jahr zu Ende geht“, sagt Weigel. Hat er Angst vorm Sterben? „Eigentlich nicht. Ich habe mich damit abgefunden.“ Sein Leben habe er in vollen Zügen genossen. „Ich würde nichts anders machen wollen.“ Kathrin Esberger

Die Palliativmedizinische Abteilung

Auf rund 1200 Quadratmetern hat die Palliativmedizinische Abteilung in der ehemaligen Geburtsstation am 19. April ihre Arbeit aufgenommen. Unter der Leitung von Professor Christoph Ostgathe kümmert sich ein interdisziplinäres Team - Ärzte, Pflegende, Psychologen, Sozialarbeiter, Physiotherapeuten, Seelsorger – um unheilbar kranke Menschen.

Ziel der Behandlung ist es, belastende Symptome wie etwa Schmerz, Angst, Unruhe zu lindern und die Patienten nach Hause oder in eine weitergehende pflegerische Versorgung wie etwa ein Hospiz zu entlassen. Die Station ist offen für alle Krankheitsbilder. Da aber mehrheitlich Tumorpatienten behandelt werden, wird die Abteilung von der Deutschen Krebshilfe mit 877.000 Euro gefördert. Vergleichbare Einrichtungen gibt es bundesweit nur noch in Aachen, Köln, Bonn, Göttingen und München.

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