"Dann haben wir am Ende gar nichts": Hubert Aiwanger und der Gasstreit von Reichling
Dießen - Der Wissenschaftler in der Runde ist sich ziemlich sicher: "Ich sehe, dass die Energiewende bis 2040 nicht erfolgen wird, auch in Bayern nicht", sagt Wolfgang Mauch, Honorarprofessor an der TU München für Industrielle Energiewirtschaft und Umweltmanagement.
"Es geht nicht schnell genug", konstatiert er am Mittwochabend in der BR-Sendung "Jetzt red i" und hält fest, wenn Gas erst hertransportiert werden müsse, erzeuge allein das 25 Prozent zusätzliche CO2-Emissionen, man brauche also "umweltfreundliche, heimische Energieträger".
Aiwanger über Reichlinger Bohrungsstreit bei "Jetzt red i": "Das Bundesbergrecht erlaubt das"
Um die geht es in der Diskussionsrunde zu den Probegasbohrungen in Reichling im Kreis Landsberg am Lech, die seit längerem heftigen Widerstand von Bürgern und Lokalpolitik erfahren (AZ berichtete). Nun treffen Befürworter und Gegner des Projektes der Genexco Gas auf Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und die Grünen-Bundestagsabgeordnete Lisa Badum aus Franken.
Aiwanger betont beim BR wie schon mehrfach in der Vergangenheit, dass ihm rein rechtlich die Hände gebunden seien. Er verstehe, dass die Menschen erstmal verunsichert seien, sagt er, "aber das Bundesbergrecht erlaubt das". Es sei Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der ein Verbot aussprechen könne.

"Dann haben wir am Ende gar nichts"
Das Argument von Lisa Badum, in Reichling gehe es um die mögliche Förderung einer Gasmenge, die so gering sei, dass sie niemand benötige, lässt Aiwanger nicht gelten. Auch bei Windrad-Vorhaben wie in Altötting sagten viele, das lohne sich nicht. "Wenn wir überall sagen, auf das kommt's nicht an, haben wir am Ende gar nichts."
Zudem gebe es beim Windrad-Bau viel mehr Erdbewegung, diese seien auch höher als der Bohrturm in Reichling. Profitieren werde die Gemeinde etwa durch die Gewerbesteuer.

Badum beklagt die "Rekordzeit", in der die Bohrungen genehmigt worden seien, was Daniel Jürgensen sofort kontert. Er ist Geschäftsführer der MRH Mineralölgesellschaft aus Mülheim an der Ruhr, Mehrheitsbesitzer von Genexco.
Zweieinhalb Jahre habe das Verfahren gedauert, die Probeanalyse werde ein weiteres Jahr in Anspruch nehmen. Nach einem eventuellen neuen Bewilligungsverfahren könne dann vor Ort eine Betriebsstätte entstehen.
"Sie können's nicht riechen, Sie werden es nicht sehen"
Die Oberfläche sei "absolut versiegelt und einem Top-Zustand". Es bestehe eine Haftpflichtversicherung und hohe Sicherheiten für den Fall des Rückbaus seien hinterlegt. "Sie können's nicht riechen, Sie werden es nicht sehen."
Bedenken haben die Bürger trotzdem: "Wenn da irgendwas in den Lech kommt, ist der Lech im Eimer", sagt eine Frau. Jürgensen gibt an, er würde das überwachte Wasser aus dem Bereich der Bohrungen trinken. Im Gegenteil sei aktuell eher der Nitratgehalt des Reichlinger Wassers bedenklich hoch. "Man trinkt da so ein bisschen seine eigene Gülle."
Badum bleibt dennoch dabei: "Ohne Not werden Bürgerinnen und Bürger in Gefahr gebracht, weil wir dieses Gas nicht brauchen." Aiwanger ist dagegen sicher, "dass wir in Deutschland nicht so viele Windräder aufstellen können, dass wir uns damit selber versorgen". Er setzt weiter auf grünen Wasserstoff, "den wir weltweit holen werden", man müsse Grund- und Spitzenlast abdecken.
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