„Dann gibt’s kein Festival“

Am 28. Januar entscheidet der Erlanger Stadtratüber die Zukunft von Poetenfest, Comic- undFiguren-Festival. OB Balleis will keine Streichung.
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Verschwommene Aussichten fürs Poetenfest: Noch ist nicht sicher, ob im August die 30. Ausgabe stattfinden kann. 75000 Euro sollen die Erlanger Festivals einsparen.
Klaus Schillinger Verschwommene Aussichten fürs Poetenfest: Noch ist nicht sicher, ob im August die 30. Ausgabe stattfinden kann. 75000 Euro sollen die Erlanger Festivals einsparen.

NÜRNBERG - Am 28. Januar entscheidet der Erlanger Stadtratüber die Zukunft von Poetenfest, Comic- undFiguren-Festival. OB Balleis will keine Streichung.

Beim Sparen hört die Phantasie auf. Weil auch die Stadt Erlangen mit erheblichen Haushaltslöchern kämpft, gab die Politik die Kahlschlag-Verantwortung für eine „wirkungsorientierte Haushaltkonsolidierung weiter an die Unternehmensberater der „Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement“ (KGSt), die auf 220 Seiten Vorschläge machte, wie man bis 2014 15 Millionen Euro im Jahr sparen kann (AZ berichtete). Ob die international ausstrahlenden Festivals (das Poetenfest Ende August und die Biennalen Comic-Salon und Figurentheaterfestival) diesen Zeitpunkt erleben werden, ist fraglich.

Im verantwortlichen Projektbüro schrillen die Alarmglocken. Die Macher um Bodo Birk schleppen durch Neuorganisation ohnehin eine nicht verhinderte Unterdeckung mit sich herum (statt 492000 Euro stehen aktuell 30 Prozent weniger zur Verfügung). Sollte der Stadtrat am 28. Januar die KGSt-Kürzungen durchwinken, weiß Birk: „Dann gibt’s heuer nach dem Comic-Salon, der bereits mitten in der Planung ist, kein Poetenfest.“ Es wäre die 30. Autoren-Auslese.

Das Projektbüro ist für Schlossgartenkonzerte, Kulturpreisverleihung, Großraum-Projekte zuständig, für Poetenfest, Comic-Salon und Figurentheater-Festival, dem einzigen sichtbaren Zeichen einer kulturellen Koop zwischen Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach. Mit dem McKinsey-Schlagwort der „Standardabsenkung“ schlugen die Sparkommissare vor, hier die Mittel um 50000 Euro zu kürzen, ebenso beim Comic-Salon. 25000 beim Poetenfest.

In einer öffentlichen Stellungnahme schlägt das Projektbüro nun einen Kompromiss vor. Wenn man mit den eigentlichen Bordmitteln planen könne (also jenen 492000 Euro) und nicht 20 (wie die KGSt fordert), sondern nur 10 Prozent einsparen müsse, „ließen sich die Veranstaltungen aufrechterhalten“. Allerdings: „Der Programmumfang der Festivals, die Programmvielfalt und die zeitliche Dauer müssten im Vergleich zu 2008 und 2009 jedoch reduziert werden.“ Da sollte man in Nürnberg und Fürth hellhörig werden: Denn davon wäre auch das gemeinsame Angebot beim Figurentheater-Festival betroffen.

Rumpf-Versionen seiner Festivals lehnt Birk mit Hinweis auf Entschädigungsforderungen und Konzeptionslöcher ab. Signale der Entwarnung hat Kulturreferent Dieter Rossmeissl (SPD) bis heute nicht, aber er „glaubt an die Vernunft des Stadtrats“: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich diese Außenwirkungen der Stadt so kaputtmacht.“

OB Siegfried Balleis (CSU), der auf seiner Homepage die Festivals als einen seiner zehn Schwerpunkte preist, war in einer ersten Reaktion für eine „1:1“-Umsetzung der Sparvorschläge, die heuer 4,5 Millionen Euro bringen sollen. Dieses Vorgehen wäre ihm auch am liebsten, gesteht Balleis auf AZ-Anfrage. Aber eines der beiden Festivals komplett zu opfern, sei „natürlich nicht in unserem Sinne“. Man dürfe „bestehende Strukturen“ nicht zum Erliegen bringen. Ob der Stadtrat da folgt? „Die komplette Streichung, da bin ich mir sicher, wird der Ausschuss nicht beschließen.“

Der Kompromiss aus dem Projektbüro klingt für Balleis „plausibel“. Um „Standardabsenkung“ – sprich: weniger Künstler und kürzere Laufzeiten – werde man nicht herumkommen. Es geht also weiter um eine „Quadratur des Kreises“ , wie Birk den fälligen Spagat zwischen Mittel und Wirkung seufzend bezeichnet.

Andreas Radlmaier

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