Dank Europa: Die Franken sprechen mit einer Stimme
Seit vier Jahren sorgt die Metropolregion Nürnberg für neues Selbstbewusstsein.
NÜRNBERG Was verbindet Ulrich Maly mit Kurt Beck? Beide sind in der SPD. Und beide sind Herren über ein annähernd gleich großes Gebiet. Kurt Beck als Ministerpräsident und roter Landesfürst von Rheinland-Pfalz und Nürnbergs OB Ulrich Maly als Vorsitzender und Motor der europäischen Metropolregion Nürnberg. Die ist mit 20.544 Quadratkilometern sogar noch etwas größer als das Bundesland (19.853 km2).
3,5 Millionen Menschen leben in den 21 Landkreisen und 12 kreisfreien Städten in Nordbayern, die sich im April 2005 zur europäischen Metropolregion zusammengeschlossen haben. Das Gebiet erstreckt sich von Coburg im Norden bis Weißenburg im Süden, von Würzburg im Westen bis Weiden im Osten.
„Das Spielfeld, auf dem wir uns in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Tourismus bewegen, ist Europa. Deshalb müssen wir uns auch europäisch aufstellen“, erläutert Nürnbergs OB Ulrich Maly die Idee hinter dem Europa-Projekt, das er in den vergangenen Jahren angeschoben hat.
Außerdem versteht er die Metropolregion als Lobbyinstrument in Brüssel. „Dort hatten wir keine Vertretung, die sich unserer Interessen angenommen hat. Mit der Metropolregion ist es uns inzwischen jedoch gelungen, dass wir auf den Radarschirmen der EU-Kommission sichtbar sind“, ist Maly selbstbewusst.
„Die Arbeit beginnt zur wirken, die Früchte ernten wir in einigen Jahren“
Allerdings wirkt sich das nicht direkt in Euro und Cent aus. „Denn das System der europäischen Metropolregionen ist kein Förderkonzept der EU.“ Die Regionen werden als Punkte in einem europaüberspannenden Netz gesehen, an denen die Wirtschaft wächst. Unternehmen, die einen neuen Standort suchen, orientieren sich daran.
Auch sonst lohnt sich die Metropolregion. Denn der Bund gibt Fördermittel für Aktionen wie „Original regional“, mit der die Vermarktung heimischer Produkte gefördert wird. Maly: „Wir wollen, dass es dabei nicht nur um Lebensmittel geht. Auch Handwerker sollen mitmachen. Es geht darum, die Wertschöpfung in der Region zu lassen.“ Fördergelder vom Bund gab’s auch für die Energieregion, mit der erneuerbare Energien gefördert werden, oder für die „Allianz gegen Rechtsextremismus“, die jüngst in der Metropolregion gegründet wurde. „Die Arbeit beginnt zur wirken, die Früchte ernten wir in einigen Jahren“, so Maly.
Und noch eines ist bei der Metropolregion wichtig – und das hat gar nichts mit Europa zu tun: Der Zusammenschluss zur Metropolregion hat den Nordbayern ein Zusammengehörigkeitgefühl und Selbstbewusstsein gegeben, das man den Franken im Rest der Republik nicht zugetraut hatte. Sie sprechen jetzt mit einer Stimme. Auch das ist ein Erfolg, über den sich Maly freut.
Bis 2011 ist er noch Ratsvorsitzender der Metropolregion. „Dann soll das ein anderer machen“, sagt er. „Das ist ja keine Maly-Show!“ mir
Warum SPD-Mann Günter Gloser ein neues EU-Wahlrecht fordert, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Mittwoch, 3. Juni.