Dank deutsch-israelischer Rückholaktion zurück in Bayern

Gestrandet in Bolivien: Isabella Hinterberger aus Rimsting ist dank der Zusammenarbeit von Israel und Deutschland nach Hause gekommen.
von  R. Schormann
Isabella Hinterberger und ihr israelischer Reisebegleiter Yarden vor dem privaten Flugzeug, mit dem die beiden nach Santa Cruz geflogen wurden.
Isabella Hinterberger und ihr israelischer Reisebegleiter Yarden vor dem privaten Flugzeug, mit dem die beiden nach Santa Cruz geflogen wurden. © privat

Rimsting - "Das war wirklich in letzter Minute", sagt Isabella Hinterberger am Mittwochnachmittag am Telefon zur AZ. Seit vier Tagen ist die 20-Jährige aus Rimsting am Chiemsee wieder aus Bolivien daheim – dank einer gemeinsamen Rückholaktion von Deutschland und Israel.

Sie ist dankbar, dass es durch diese Zusammenarbeit in letzter Minute möglich war, dass sie heimfliegen konnte. "Die haben wirklich alles getan, um mich nicht allein zurückzulassen", erzählt sie.

Doch der Reihe nach: Die junge Frau geht nach abgeschlossener Ausbildung im Hotel- und Tourismusmanagement auf Backpacker-Tour, Mexiko, Kolumbien, weiter nach Argentinien und schließlich Bolivien. Dorthin reist sie mit einem israelischen Freund. Die Reise sollte noch "mindestens vier, fünf Monate" weitergehen.

Den Hygieneabstand einzuhalten war in vollen Bussen unmöglich

Doch als die beiden von einer viertägigen Tour zu den Salzflächen im Südwesten des Landes ohne Internet zurückkehren, heißt es plötzlich, dass die Grenzen dicht sind. "Dann saßen wir also in Bolivien fest", erzählt Hinterberger der AZ. Auch sie hatte, wie ja auch viele Menschen in Deutschland, die Situation am Anfang "komplett unterschätzt", gibt sie zu. Doch als die Grenzen geschlossen werden, "und man die Panik bei den Leuten gemerkt hat", wird auch sie unsicher. "Ich wollte dann heim, weil es da ja einfach am sichersten ist", sagt sie und lacht verlegen.

Also fahren sie und ihr Begleiter Yarden zunächst Richtung Norden nach Cochabamba, "weil ich dort auch einen Bekannten habe und wir zuerst in einem ganz kleinen Dorf im Süden waren", erzählt Hinterberger. Die beiden tragen Mundschutz, versuchen sich stets die Hände zu desinfizieren, auf Abstand zu achten.

Aber: "Das geht auch einfach nicht, dass man Abstand hält, im Bus sitzt man ja eng aufeinander". Und der Bus war voll, sehr voll, denn es war der letzte Tag, an dem das Reisen innerhalb des Landes erlaubt war, erzählt Hinterberger.

"Ich war überzeugt, dass ich alleine in Bolivien bleiben muss"

Strengere Reisevorschriften bemerken sie bereits auf dieser Busfahrt: Ganze sechs Stunden steht der übervolle Bus in der Nacht vor den Toren der Stadt, denn es ist nicht erlaubt, nachts einzufahren, erzählt die 20-Jährige. Drei Tage bleiben sie und ihr Reisepartner in Cochabamba. Der Bekannte, bei dem sie zur Not weiterhin gewohnt hätte, hat von der Rückholaktion der Israelis gehört, schildert Hinterberger. "Ich war eigentlich überzeugt, dass ich halt dann alleine bleiben muss", sagt sie. Bolivien stand noch gar nicht auf der Liste der Länder, aus denen Rückholaktionen stattfinden, erzählt die junge Frau. "Ich habe mich einfach überall eingetragen, wo es ging" – unter anderem bei der Krisenvorsorgeliste ELEFAND.

Als Yarden schon gepackt hat und kurz vor der Abholung steht, "da kam dann doch Panik hoch, ob ich vielleicht Monate hier bleiben muss, ohne jemanden, der in der gleichen Situation ist", sagt sie.

Deutsche Rückholaktion bringt Oberbayerin nach Frankfurt

"Mein Kumpel hat dann bei der israelischen Botschaft gefragt und innerhalb von 20 Minuten haben sie gesagt, dass ich mitkommen kann" – man hört die Erleichterung darüber noch Tage später in ihrer Stimme. "Das war echt in letzter Minute", sagt sie lachend, "ich habe dann ganz schnell meinen Koffer gepackt und wir sind sofort los".

Mit einem kleinen Privatflugzeug konnte Isabella Hinterberger dank der Zusammenarbeit von Israel und Deutschland dann die erste Etappe auf ihrem Heimweg antreten und landete gemeinsam mit drei weiteren Israelis in Santa Cruz. Einer der deutschen Sonderflüge startete vergangene Woche in Lima und hatte neben den deutschen Passagieren auch 27 israelische Staatsbürger an Bord. Israels Botschafter Jeremy Issacharoff teilt dazu mit: "In diesen krisengeschüttelteten Tagen haben sich die israelisch-deutschen Beziehungen zum Nutzen der Bürger auf beiden Seiten als sehr widerstandsfähig erwiesen. Die Zusammenarbeit durch Kontakte auf allen Ebenen hat die Tiefe dieser strategischen Partnerschaft gezeigt und die Rückkehr vieler Israelis in ihre Heimat ermöglicht. Dafür sind wir sehr dankbar."

Von Santa Cruz sollte Isabella und Yarden ein Militärflugzeug abholen und nach Sao Paulo bringen. Sie werden in einem Hostel einquartiert, sollen nicht in Gruppen einkaufen gehen. "Im Supermarkt hat man fast niemanden ohne Mundschutz gesehen", schildert die Oberbayerin. Das Militärflugzeug hat zwei Tage Verspätung – letztendlich bringt es aber Yarden wieder nach Israel.

Und sie selbst hat noch mehr Glück: Mittlerweile gibt es auch eine deutsche Rückholaktion. Also kann sie direkt nach Frankfurt fliegen. Mit der Bahn geht es das letzte Stück nach Hause. "Der Zug war komplett leer, es ist wirklich wie ausgestorben." Eine Umstellung, an die sich die junge Frau erst gewöhnen muss. In Rimsting wartete dafür die Familie, die "sehr froh" war, dass sie wieder gut heimgekommen ist. Und daheim gab es als erstes "gut gekochtes Essen von der Mama", sagt Isabella Hinterberger lachend.

Lesen Sie hier: Corona-Krise - Flugbegleiterin berichtet über Rückholaktion

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