Dammbruch in Brasilien: Mitarbeiter vom TÜV Süd angeklagt

Vor einem Jahr kommen bei einem Dammbruch an einer Eisenerzmine in Brasilien 270 Menschen ums Leben. Zuvor hatten Prüfer vom TÜV-Süd noch die Sicherheit des Rückhaltebeckens bestätigt. Jetzt sollen sie zur Rechenschaft gezogen werden.
dpa |
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Das Logo des TÜV SÜD. Foto: picture alliance / Ole Spata/dpa/Archivbild
dpa Das Logo des TÜV SÜD. Foto: picture alliance / Ole Spata/dpa/Archivbild

Belo Horizonte - Kurz vor dem Jahrestag des Dammbruchs im brasilianischen Brumadinho hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Bergbaukonzern Vale und die Tochterfirma des deutschen Prüfunternehmens TÜV Süd sowie 16 Mitarbeiter der beiden Firmen erhoben. Den Mitarbeitern von Vale und TÜV Süd Bureau de Projetos e Consultoria Ltda. werde Mord in 270 Fällen vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft des Bundesstaats Minas Gerais am Dienstag mit. Die beiden Unternehmen werden zudem wegen Verbrechen gegen die Flora und die Fauna sowie wegen Umweltverschmutzung angeklagt.

Der Damm an der Mine Córrego do Feijão war am 25. Januar 2019 gebrochen. Eine Schlammlawine rollte über Teile der Anlage und benachbarte Siedlungen nahe der Ortschaft Brumadinho hinweg und begrub Menschen, Häuser und Tiere unter sich. Mindestens 259 Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben. Nach weiteren elf Vermissten wird noch immer gesucht.

Das brasilianische Tochterunternehmen des deutschen TÜV Süd hatte kurz vor dem Dammbruch die Rückhaltebecken geprüft und für sicher befunden. "TÜV Süd hat unverändert großes Interesse an der Aufklärung der Unglücksursache und bietet im Rahmen der laufenden Ermittlungen den Behörden und Institutionen in Brasilien und Deutschland weiterhin seine Kooperation an", hieß es in einer Erklärung Anfang dieser Woche auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Die Ermittlungen hätten ergeben, dass Vale und TÜV Süd eng zusammenarbeiteten, um die inakzeptable Sicherheitslage mehrerer Dämme vor den Behörden, der Gesellschaft, den Aktionären und den Investoren zu verbergen, hieß es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft. TÜV Süd habe Vale dabei geholfen, sein Image als sicheres Bergbauunternehmen zu pflegen, um seine Reputation und seinen Marktwert nicht zu gefährden.

Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft wurde das Sicherheitszertifikat ausgestellt, obwohl dem TÜV der schlechte Zustand der Anlage und das Risiko bewusst waren. Ein verantwortlicher Prüfer hatte in Vernehmungen erklärt, sich von Vertretern des Minenbetreibers Vale unter Druck gesetzt gefühlt zu haben.

Die Anwälte von drei angeklagten Mitarbeitern von TÜV Süd wiesen die Vorwürfe zurück. Die Anklage enthalte grobe Fehler und interpretiere die Beweise völlig falsch, zitierte die Zeitung "Folha de S. Paulo" aus einem Schreiben der Verteidiger. Vor allem der Mordvorwurf sei überzogen und widerspreche den einfachsten Regeln des Strafrechts.

Die Behörden in Brasilien standen auch mit Blick auf den ersten Jahrestag des Unglücks am Samstag unter großem Druck, tätig zu werden. Mitglieder des "Movimento dos Atingidos por Barragens" (MAB, Bewegung der von Staudamm Betroffenen) sind derzeit auf einem 300 Kilometer langen Protestmarsch von Belo Horizonte, der Hauptstadt des Bundesstaates Minas Gerais, nach Brumadinho, wo es zu dem Dammbruch gekommen war. Sie protestieren gegen die Langsamkeit der Justiz und Verantwortungslosigkeit von Vale. Am Samstag wollen sie in Brumadinho ankommen. Für diesen Tag haben verschiedene Organisationen weitere Aktionen geplant.

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