CSU will Kinder-Kantinen an Nürnbergs Schulen!
Europaminister Markus Söder: „Für jeden Schüler jeden Tag eine warme Mahlzeit an der Schule.“ Die soll gesund und günstig sein. Nur die Finanzierung ist noch offen.
NÜRNBERG Es ist schockierend: Schulkinder, die sich um ein Leberwurstbrot prügeln. Kinder, die im Unterricht erschöpft einschlafen, weil sie ohne Frühstück aus dem Haus gegangen sind. Kinder, die ihr Essensgeld für Eis ausgeben – um 7.45 Uhr, noch vor Schulbeginn. All das sieht Ursula Pfeiffer von der „Lobby für Kinder“ täglich. „Der Bedarf an Essen in der Schule ist riesig“, sagt sie. Ihr Verein spendiert seit 2002 Kindern an zehn Brennpunktschulen das Frühstück.
Jetzt erkennt auch die CSU den Bedarf – denn durch den vermehrten Ganztagesunterricht, müssen immer mehr hungrige Kinder versorgt werden. Deshalb will der CSU-Bezirksverband die Schulspeisung wieder einführen – als „Kinder-Kantine“. „Wir wollen, dass jeder Schüler an jedem Schultag ein warmes und gesundes Essen bekommt“, fordert CSU-Bezirks-Chef Markus Söder. Die Teilnahme an der Schulspeisung sei freiwillig. „Uns geht es darum, die Möglichkeit zu schaffen, dass jedes Kind in der Schule essen kann“, so Fraktions-Geschäftsführer Tobias Schmidt. Drei Euro täglich veranschlagt die CSU für das Essen in der „Kinder-Kantine“. Schüler aus armen Familien sollen einen Zuschuss bekommen.
Das sind bisher fast 7000 der 41000 Schüler in Nürnberg. Die bekommen einen Zuschuss zum Mittagessen und müssen nur noch einen Euro pro Mahlzeit bezahlen – wenn es in ihrer Schule eine Kantine gibt. Die Stadt orientiert sich dabei am Arbeitslosengeld II. Beziehen das die Eltern, können sie den Nürnberg Pass beantragen. Nur wer den hat, isst in der Schule billig.
Sozialreferent Reiner Prölß (SPD) lobt den Vorstoß
Der CSU ist das viel zu bürokratisch und unflexibel. „Wir wollen eine direkte Lösung in den Schulen vor Ort“, sagt Söder. Nürnberg soll nach seinem Willen mit der „Kinder-Kantine“ sogar Modellprojekt für ganz Bayern werden.
Deshalb wird die genaue Zahl der bedürftigen Kids benötigt, um die Kosten zu berechnen. Das herauszufinden ist jedoch problematisch. Denn jede Schule regelt bisher die Verpflegung ihrer Schüler anders: Die einen haben einen Lieferservice, die anderen eine Kantine, manche Schüler essen immer noch daheim.
Die Zahlen soll Sozialreferent Reiner Prölß (SPD) liefern. Der findet den Vorstoß der CSU gut: „Das ist ein ehrenwertes Ziel. Ich würde den Freistaat dringend darum bitten, das durchzusetzen“ – und gleich auch die Kosten zu übernehmen. Denn die Stadt habe, so Prölß, das Geld für eine flächendeckende Schulspeisung nicht. Die derzeitige Lösung kostet schon über zwei Millionen Euro im Jahr.
Dass es teuer wird, weiß auch die CSU. Sie will die Kosten zwischen Stadt und Staat teilen – und Geld für das Schulwesen beantragen. Damit der ehrgeizige Plan nicht nach dem Wahlkampf wieder verschwindet, diktiert Fraktions-Chef Michael Frieser seiner Partei gleich ins Stammbuch: „Der Hunger von Kindern hört nicht im September auf.“ mm
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