CSU–Stadtrat verschwunden
MÜNCHEN/SCHWANDORF - Ratlosigkeit in München, große Sorge in Schwandorf: Das mysteriöse Verschwinden des ehemaligen Schwandorfer CSU–OB-Kandidaten Uwe Kass gibt seiner Frau und seinen Kollegen große Rätsel auf. Kass könnte im Irak verunglückt sein. Oder ist er untergetaucht?
Bereits seit dem 30. Juli fehlt von dem Politiker, der im März bei der OB-Wahl gescheitert war, jede Spur: „Es gibt weiterhin kein Lebenszeichen“, bestätigte seine Ehefrau Barbara der AZ.
In einem Brief hatte Kass, der in München eine Steuerkanzlei betreibt, seiner Frau Ende Juli mitgeteilt, dass er „unterwegs in den Irak“ sei. Dort hatte der Stadt- und Kreisrat bereits früher des öfteren beruflich zu tun gehabt. Was er dort diesmal vor hatte, und warum er sich seit über drei Wochen nicht gemeldet hat, ist unklar. Seine Frau geht mittlerweile davon aus, dass ihm etwas zugestoßen ist.
Ermittlungen wegen Anlagebetrug
Allerdings könnte der Politiker auch schlichtweg untergetaucht sein. Bereits seit längerem ermittelt die Staatsanwaltschaft München I gegen Kass als Nebenbeschuldigten in einem Verfahren wegen Anlagebetrugs. Kass muss sich als Steuerberater des Hauptbeschuldigten verantworten. Allerdings bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft München I, Anton Winkler, dass „höchstwahrscheinlich nichts gegen Kass herauskommen werde“. Er sei wohl nur als Steuerberater des Hauptbeschuldigten in den Fall verwickelt. Nach aktuellem Stand sei das Ermittlungsverfahren jedenfalls kein Grund, warum jemand verschwinden würde, sagte Winkler.
Bereits am 5. August hatte Barbara Kass bei der Polizei eine Vermisstenanzeige gestellt, war anfangs jedoch von den Beamten nicht ernst genommen wurden. Auch jetzt hat die Polizei keine Anzeichen, dass Kass etwas zugestoßen ist. Die Polizei Amberg prüft derzeit ob ein Vermisstenfall vorliegt. „Dass er weg ist, scheint zu´ stimmen“, sagte ein Sprecher. Weiteres werde derzeit ermittelt. Unter anderem prüfe man die Zeitungsberichte.
„Gemeldet hat er sich bei uns nicht mehr“
Unterdessen haben in Kass Steuerberatungsgesellschaft in der Münchner Kesselbergstraße mittlerweile seine Mitarbeiter das Alltagsgeschäft übernommen. Bei der Steuerberatung hilft vorübergehend ein befreundeter Kollege aus. „Gemeldet hat er sich bei uns nicht mehr“, sagte eine Mitarbeiterin zu AZ. Kass soll schon öfters weg gewesen sein: „Aber da haben wir gewusst, wann er wieder kommt.“
Eine Indiz, dass Kass tatsächlich untergetaucht ist, könnten zwei kurze Nachrichten sein, die der Politiker laut der „Mittelbayerischen Zeitung“ dem Schwandorfer CSU-Vorsitzenden Andreas Wopperer übermittelt hat. Darin hatte er mitgeteilt, dass er seine Mandate als Stadt- und Kreisrat niederlegt. Wörtlich hieß es: „Da ich meinen Wohnsitz nicht mehr in Schwandorf habe, kann ich diese Ämter nicht mehr wahrnehmen.“
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