CSU-Chef Horst Seehofer: Haderthauer "soll weiter Politik machen"
München - Ministerpräsident Horst Seehofer hält seine ehemalige Staatskanzleichefin Christine Haderthauer (beide CSU) für rehabilitiert und schließt auch ein Comeback im Kabinett nicht aus. Haderthauer hatte 2014 wegen der sogenannten Modellbau-Affäre zurücktreten müssen. Seehofer sagte nun am Montag in München, das Strafverfahren gegen sie sei so ausgegangen, "dass sie durchaus weiter Politik machen kann, aus meiner Sicht auch machen soll". Auf die Frage, ob einmal ein Kabinetts-Comeback denkbar sei, sagte er: "Wir haben 101 Abgeordnete, und ich halte jede Person für denkbar."
Seehofer stellte aber klar: "Wie es mit ihr persönlich weitergeht, ist in allererster Linie eine Entscheidung ihrer Heimat, nämlich der CSU Ingolstadt." Dort wird entschieden, ob Haderthauer für die Landtagswahl 2018 wieder als Stimmkreiskandidatin aufgestellt wird. Dort müsse Haderhauer Vertrauen haben, sagte Seehofer. Er sehe aber "keinen Anlass, dass sie ihre politische Karriere beenden soll".
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Seehofer betonte aber, es werde vor der Bundestagswahl definitiv keine Veränderungen im Kabinett geben. Und ob es danach, also ein Jahr vor der Landtagswahl, eine Umbildung gebe, sei "völlig offen". Haderthauer selbst hatte bereits im April vergangenen Jahres gesagt: "Ich wünsche mir, dass man mir die Chance gibt, mit der zweiten Luft durchzustarten." Sie sei jetzt "innerlich wieder sehr stabil".
Die Modellbau-Affäre
Die Eheleute Haderthauer waren bis 2008 nacheinander Miteigentümer des Unternehmens Sapor Modelltechnik, das teure Modellautos verkaufte, die von Straftätern in der Psychiatrie gebaut wurden. Wichtigster Konstrukteur war ein verurteilter Dreifachmörder. Pikant daran war unter anderem, dass Hubert Haderthauer damals Stationsarzt im betreffenden Bezirksklinikum war. Hauptauslöser der Affäre aber war ein französischer Geschäftsmann, der die Haderthauers beschuldigte, ihn um mehrere Zehntausende Euro betrogen zu haben.
Die entsprechenden Betrugsermittlungen gegen Christine Haderthauer stellte die Staatsanwaltschaft München II jedoch ein; sie akzeptierte jedoch einen Strafbefehl wegen eines möglichen Verstoßes gegen die Abgabenordnung. Ihren Ehemann verurteilte das Landgericht München II wegen Steuerhinterziehung und versuchten Betrugs zu einer Geldstrafe.
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Die Affäre war zudem in einem Untersuchungsausschuss im Landtag aufgearbeitet worden. Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Florian Herrmann (CSU) betonte am Montag, Haderthauer sei während ihrer Zeit als Ministerin faktisch nicht mehr an dem Unternehmen beteiligt gewesen. Ein Verquickung von Interessen liege also nicht vor. Zudem habe sie auch den Landtag nicht falsch informiert. Die Opposition, die hier freilich zu etwas anderen Einschätzungen kommt, will ihre Schlussfolgerungen aus dem Ausschuss am Dienstag vorlegen.