Corona-Tests für Rückkehrer: Den freiwilligen Helfern reicht’s
Allein an der Rastanlage Donautal-Ost an der A3 bei Passau sind es mehr als 3.000 Abstriche, die freiwillige Helfer am Samstag bei Reise-Rückkehrern genommen haben. An die 250 Tests pro Stunde – Tendenz steigend. Bei hochsommerlichen Temperaturen um die 30 Grad kommen die Ehrenamtlichen in den Corona-Teststationen an ihre Belastungsgrenzen. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) fordert: Löst uns endlich ab, ansonsten ist ab heute Schluss!
Bei Einreise aus Riskikogebieten: Corona-Test nach Urlaub
"Die ehrenamtlichen Strukturen im Freistaat sind nicht auf einen dauerhaften Rund- um-die-Uhr-Einsatz ausgelegt", sagt BRK-Präsident Theo Zellner. "Wir sind in einer schwierigen Situation, aber in keiner Katastrophenlage, wie beispielsweise bei einem Hochwasser." Die eingesetzten Kräfte würden den Dienst ehrenamtlich leisten. "Das heißt, sie alle engagieren sich in ihrer Freizeit", sagt Zellner. Sie seien nicht überfordert, es sei nur schlicht nicht ihre Aufgabe, Corona-Tests zu organisieren.
Seit Samstag gilt deutschlandweit eine Testpflicht für Einreisende aus Risikogebieten, doch auch Rückkehrer aus anderen Urlaubsländern können sich an einer der acht Stationen im Freistaat freiwillig auf eine Infektion mit Sars-CoV-2 testen lassen. 50.000 Menschen mit Wohnsitz in Bayern haben dieses Angebot nach Angaben des Bayerischen Gesundheitsministeriums bis Freitag in Anspruch genommen.
Ehrenamtliche nicht überfordert: Es ist aber nicht deren Aufgabe
Dafür ist viel Planung notwendig. Absperrungen, Schutzkleidung, Zeltaufbau, Registrierung der Wartenden und schließlich die Abstriche selbst: Das sind alles Dinge, die bislang täglich 180 bis 250 freiwillige Helfer von Rotem Kreuz, Technischem Hilfswerk (THW), Johanniter-Unfallhilfe oder den Maltesern organisiert und betreut haben. Eine Tätigkeit, die nicht langfristig durch Ehrenamtliche erbracht werden darf, findet BRK-Präsident Zellner. "Die Hilfsorganisationen übernahmen die Teststationen bewusst nur interimsweise", sagt er. Das sei mit der Staatsregierung abgesprochen gewesen.
Stehen Testwillige ab heute dann vor leeren Zelten? Das Gesundheitsministerium hat angekündigt, dass das nicht der Fall sein wird. Ein privater Dienstleister werde die Arbeit übernehmen, so die Behörde. Auch das BRK, das einen Großteil der Helfer stellt und die sogenannte "Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsschutz" koordiniert, ist kompromissbereit.
"Unser Ziel ist es, leere Zelte zu vermeiden", sagt Zellner. Gemeinsam mit dem Gesundheits- und dem Innenministerium arbeite man an einem Stufenplan, wie "eine reibungslose Übergabe an den neuen Dienstleister" ermöglicht werden könne. An der Raststätte Donautal-Ost soll diese Arbeit die Firma Eurofins Genomics aus Ebersberg übernehmen, nach eigenen Angaben international führend in Biowissenschaften. Ob das bereits heute klappt, ist fraglich. Trotz der Versicherung von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist das BRK skeptisch. Es hat seine Ehrenamtlichen darauf vorbereitet, dass sich der Wechsel ein paar Tage hinziehen könnte.
Nach Sommerferien in Bayern: Rückkehrerwelle steht bevor
Die Johanniter, etwa am Münchner Hauptbahnhof tätig, rechnen ebenfalls mit einer Übergangsphase. Landesvorstand der Johanniter in Bayern, Jürgen Wanat, sagt: "Die Johanniter sind bis Donnerstag im Einsatz." Bis dahin erfolge die schrittweise Übergabe der Teststationen an private Dienstleister.
Neben den Stationen an den Autobahnraststätten ist die Nachfrage auch an den Flughäfen groß. Am Münchner Flughafen haben sich bis Freitag nach offiziellen Angaben fast 14.000 Menschen testen lassen. Innerhalb von einer Woche hat sich die Zahl der Tests pro Tag von unter 1.000 auf mehr als 1.500 erhöht. Am Flughafen hat der private Dienstleister Ecolog etwa 30 Mitarbeiter im Einsatz – und die Sommerferien sind noch nicht vorbei. Die große Rückkehrerwelle steht erst noch bevor.
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