Corona-Krise: Flugbegleiterin berichtet über Rückholaktion

Die Stewardess Annika Wittmann hat 300 Rückkehrer von Windhoek heim nach Deutschland begleitet. Nun ist erstmal Schluss.
von  Paul Nöllke
Die Stewardess Annika Wittmann vor der Turbine ihres Flugzeugs.
Die Stewardess Annika Wittmann vor der Turbine ihres Flugzeugs. © Lufthansa

München - Seit dem 14. März werden Deutsche wegen der Corona-Krise aus dem Ausland zurückgeflogen. Das Auswärtige Amt beauftragt damit verschiedene Airlines, unter anderem die Lufthansa. Diese hat bis jetzt auf rund 100 Flügen 22.000 Deutsche zurückgeholt. Für viele Flugbegleiter ist die Rückholung der vorerst letzte Flug.

So auch für Stewardess Annika Wittmann. Sie flog letzten Montag mit fast 300 Menschen von Windhoek nach Deutschland. Wann sie wieder abheben kann, weiß sie nicht.

Lufthansa-Fluggäste zeigen Bordpersonal Dankbarkeit

AZ: Frau Wittmann, Wie war die Stimmung an Bord?
ANNIKA WITTMANN: Obwohl die Umstände ganz andere waren als sonst und die Situation nicht leicht, war die Stimmung auf unserem Flug gut. In der Business Class fliegen normalerweise viele Geschäftsreisende. Jetzt wurden Ältere und Hilfsbedürftige nach vorne gesetzt. Auf dem Flug aus Windhoek waren die meisten Passagiere Touristen.

Sind die Reisenden froh, zurück nach Hause geflogen zu werden – oder ärgern sie sich, weil sie ihren Urlaub abbrechen mussten?
Alle Reisenden waren sehr dankbar, dass der Flug überhaupt stattfand. Das haben viele auch gesagt. Es gibt keine regulären Flüge mehr und ich weiß nicht, wie lange die Passagiere auf den Rückflug warten mussten. Normalerweise unterhalten wir uns mit unseren Fluggästen, aber das ging dieses Mal nicht in der gewohnten Art und Weise, weil wir Abstand halten mussten.

Atemschutzmasken und Handschuhe gewährleisten Hygiene

Wie waren die Sicherheitsvorkehrungen im Flieger?
Es ging vor allem darum, Crew und Passagiere vor einer möglichen Ansteckung zu schützen. Der Flug dauert neun Stunden und 30 Minuten. Normalerweise würden wir warme Mahlzeiten reichen, dieses Mal gab es nur Snackboxen. Aber damit waren auch alle zufrieden. Wir selbst hatten Atemschutzmasken und Handschuhe und haben uns sehr oft die Hände desinfiziert.

Gab es emotionale Momente auf dem Flug?
Ja, auf jeden Fall. Vor der Landung hat unser Purser, also der Chef der Kabine, eine emotionale Ansprache gehalten und erwähnt, dass es momentan auch für uns eine besondere Zeit ist. Wir fliegen alle aus Leidenschaft und wissen nicht, wann wir auf einem nächsten Flug sein werden. Danach haben die Passagiere für uns geklatscht. Das passiert auf unseren Flügen normalerweise nicht.

Wie geht es für Sie jetzt weiter?
Ich habe jetzt erstmal Ruhezeit und habe mich für weitere Rückholflüge freiwillig gemeldet, wie ganz viele meiner Kollegen. Wir hoffen einfach, dass bald wieder Normalität einkehrt und wir wieder fliegen dürfen.

Lesen Sie hier: Hilferuf der Handwerker - "Bitte stornieren Sie keine Aufträge"

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