Corona-Krise am Tegernsee: Ende der Mondpreise?

Erste Auswirkungen der Corona-Krise gibt es auch auf dem Immobilienmarkt. Am Tegernsee gebe es noch eine Sondersituation.
von  Klaus Wiendl
Bayerisches Idyll: Der Tegernsee, besonders beliebt bei Zweitwohnungsbesitzern.
Bayerisches Idyll: Der Tegernsee, besonders beliebt bei Zweitwohnungsbesitzern. © Klaus Wiendl

Tegernsee - "Wir sind hier keine Deppen", tobt der Rathauschef von Rottach-Egern schon mal, wenn eine dieser vielen Luxusbauten in seiner Gemeinde über das Ziel hinausschießt. Und davon gab es bislang viele, bei denen Christian Köck (CSU) die Bauherren an die Ortsplanungssatzung erinnern musste. Wo die Nachfrage so immens ist, wird jeder Zentimeter ausgenutzt. Oft mehr, als erlaubt. Denn bebaubare Flächen sind am Tegernsee rar. Entsprechend stiegen die Preise, die sich in den vergangenen sieben Jahren verdoppelt haben.

Immobilienblase könnte wegen Corona platzen

Solche Margen beflügeln die Fantasien von Maklern und Investoren. Eine Vier-Zimmer-Dachgeschoß-Wohnung in Rottach-Egern kostet inzwischen drei Millionen Euro. Doch die Immobilienblase könnte bayernweit angesichts der Corona-Pandemie platzen. Ein Sturz in die Rezession gilt als wahrscheinlich. Auch wenn die Menschen in Zeiten des sozialen Shutdowns viel Zeit haben, um am Rechner zu recherchieren: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Mehrzahl ausgerechnet nach Immobilien-Schnäppchen sucht und schnell unterschreiben will, ist eher gering.

Der eine oder andere Kaufinteressent wird seine Pläne wohl vorerst auf Eis legen, weil ihn andere Probleme quälen. Was ist, wenn meine Firma längere Zeit kurzarbeiten muss? Was ist, wenn in den nächsten Monaten Stellen abgebaut werden? Bin ich dann mit dabei? Wann habe ich wieder einen neuen Job? All das sind Fragen, die einen Immobilienkauf beeinflussen können.

"Im hochpreisigen Segment ist es ruhiger geworden"

Somit könnte die aktuelle Krise den Immobilienmarkt mit seinen Mondpreisen deutlich zurechtstutzen. "Seit einigen Wochen ist ein Rückgang der Kundenanfragen zu beobachten. Wer wirtschaftlich schwierige Zeiten erwartet, verschuldet sich nicht mit Hunderttausenden Euro", sagen Branchenkenner. Noch gebe es am Tegernsee eine Sondersituation, erklärt der Chef eines Immobilienbüros in Rottach-Egern, "aber im hochpreisigen Segment ist es ruhiger geworden".

Wenn die Preise fallen sollten, gebe es "genügend Immobilienhaie, die auf eine solche Situation gewartet haben und einkaufen gehen". Aufmerksam beobachtet Stephan Kippes den Markt für den Immobilienverband Deutschland IVD, Region Süd. In harter Ausprägung durch das Virus sei das Thema noch nicht richtig am Markt angekommen. "Nachdem wir etwa 13 Jahre nur eine Richtung nach oben gekannt haben, muss es aber nicht so weitergehen". Man müsse Markt für Markt genau ansehen, rät Kippes. "Wenn nun die Preise nach unten gehen würden, wäre dies eine Normalisierung des Marktes, die auch nicht weiter schlimm wäre."

Tegernsee als Rückzugsort für Zweitwohnungsbesitzer

Dennoch aber bleibe der Tegernsee ein Rückzugsort auch für Zweitwohnungsbesitzer, die sich "hierher runterbewegen", meint man im Rottacher Immobilienbüro, da Bayern in der Krise eine gute Rolle eingenommen habe. "Wir haben am Tegernsee immer noch eine Sonderrolle, die nicht für ganz Bayern gilt."

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