Corona im Klinikum Ansbach: Viele Mitarbeiter infiziert
Ansbach – Corona-Alarm in Deutschlands Krankenhäusern: Nachdem bereits in München die Helios-Klinik ihren Regelbetrieb einstellen musste, weil außerhalb der Isolierstationen Corona-Infektionen bei Patienten und Personal aufgetreten waren, geriet nun das Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikum wegen eines massiven Ausbruchs in die Schlagzeilen: 63 Mitarbeiter wurden positiv getestet. Acht Covid-19-Tote gab es dort bereits. Am Freitag mussten sogar Experten des Robert-Koch-Instituts in der Klinik anrücken.
Und jetzt sorgt ein neuer Fall aus Bayern für Aufsehen. Es geht um das "ANregional-Klinikum" im mittelfränkischen Ansbach: Dort musste die Frauenklinik bereits geschlossen werden. Ende vergangener Woche ging ein Sprecher des Klinikums von 21 infizierten Mitarbeitern aus dem medizinischen und pflegerischen Bereich aus. Diese Zahl ist inzwischen auf über das Doppelte angestiegen, wie er am Freitag auf Anfrage mitteilte. Trotzdem, so seine Erklärung, habe man die Situation in der Klinik im Griff.
War eine private Party der Grund für die vielen Corona-Fälle?
Das Staatliche Gesundheitsamt sieht die Situation weniger entspannt. Die Behörde hat umfangreiche Virentests angeordnet. Klinik-Vorstand Gerhard M. Sontheimer sagte: "Alle Mitarbeiter der Abteilungen Gynäkologie und Geburtshilfe sowie der Anästhesie müssen sich unabhängig vom Vorliegen einer Symptomatik auf Sars-CoV-2 testen lassen."
Die hohe Zahl infizierter Klinikmitarbeiter speziell in der Frauenabteilung könnte nach Einschätzung des Gesundheitsamtes mit einer privaten Feier in einem Ansbacher Lokal in Zusammenhang stehen. Am 12. März feierte dort der damalige Chefarzt seinen Abschied. An der Party nahmen zahlreiche Klinikmitarbeiter teil, von rund 200 Personen insgesamt ist zu hören. Das Abschiedsfest, so Vorstand Sontheimer, sei vom Gesundheitsamt als möglicher "Infektionsschwerpunkt" identifiziert worden.
Wie viele Mitarbeiter aus Medizin und Pflege mit dem Virus tatsächlich infiziert sind, konnte der Sprecher des Klinikums am Freitag nicht präzise sagen. Das Ergebnis vieler Tests, mehrere Hundert insgesamt, liege noch nicht vor.
Ansbacher Klinikum in der Kritik
Bereits in der vergangenen Woche war das Ansbacher Klinikum wegen einer Anordnung zum Umgang des Personals mit Schutzausrüstung in die Kritik geraten. In einem internen Schreiben des Vorstands hatte es geheißen, dass die Schutzausrüstung "entgegen der sonst geltenden allgemeinen Hygieneregeln" mehrfach verwendet werden müsse. Kliniksprecher Rainer Seebauer versicherte, dass dies nur in einem akzeptablen Rahmen geschehe.
Gerüchten, wonach die Klinik-Dependance in Dinkelsbühl wegen der Corona-Epidemie geschlossen werden müsse, trat Seebauer entgegen: "Wer dort Hilfe braucht, bekommt sie auch." Völlig unproblematisch scheint die Situation in der Stadt mit dem mittelalterlichen Flair aber nicht zu sein. In einem internen Papier wird Dinkelsbühl als "regionales Endemiegebiet" bezeichnet. Bei nahezu sämtlichen Patienten, heißt es da, bestehe Corona-Verdacht oder das Virus sei bereits bestätigt.
Frauenklinik in Ansbach soll maximal 14 Tage geschlossen bleiben
Was Ansbach betrifft, so soll die Schließung der Frauenklinik nach Angaben der Klinik nur von überschaubarer Dauer sein – maximal 14 Tage nach dem gegenwärtigen Stand, heißt es.
In dieser Zeit, versichern die Verantwortlichen, seien Entbindungen und die Notfallversorgung in der 25 Kilometer entfernt liegenden Klinik in Rothenburg ob der Tauber gewährleistet. Momentan habe man das Personalproblem trotz der vielen infizierten Pflegekräfte nach Angaben des Kliniksprechers noch im Griff. Einen Ausblick auf die nähere Zukunft wagt er indes jedoch nicht: "Keiner weiß genau, was auf uns zukommt."
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