Corona-Demonstrationen in Bayern mit mäßiger Beteiligung

Es ist schon fast ein Ritual geworden. Wochenende für Wochenende werden Kundgebungen und Demonstrationen gegen die Einschränkung von Grundrechten im Zuge der Corona-Krise angemeldet. Inzwischen bröckelt jedoch die Beteiligung.
von  dpa
Teilnehmer einer Demonstration gegen die Anti-Corona-Maßnahmen stehen auf der Theresienwiese. Foto: Sven Hoppe/dpa
Teilnehmer einer Demonstration gegen die Anti-Corona-Maßnahmen stehen auf der Theresienwiese. Foto: Sven Hoppe/dpa © dpa

München (dpa/lby) - In vielen Städten Bayerns haben auch am Samstag Menschen gegen die ihrer Meinung nach zu strengen Corona-Maßnahmen demonstriert. Eine der größten Versammlungen fand in München statt, wo auf der Theresienwiese am Nachmittag unter dem Motto "Zusammenstehen für Freiheit, Grundrechte und Selbstbestimmung" laut Polizei rund 1000 Menschen demonstrierten. Auf Plakaten hieß es "Grundgesetz wiederherstellen" und "Direkte Demokratie". Die Polizei war nach eigenen Angaben mit rund 800 Beamten im Einsatz.

Laut einer Polizeisprecherin war das Versammlungsgeschehen ruhig, auch die Abstandsgebote wurden eingehalten. Nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts durften an der Veranstaltung in der Landeshauptstadt höchstens 1000 Menschen teilnehmen. Die Richter hatten - wie schon in der Woche zuvor - einen Eilantrag des Veranstalters abgelehnt, der gefordert hatte, 10 000 Menschen zuzulassen.

Inzwischen wurde bekannt, dass die Stadt München in ihrem Auflagenbescheid für die Kundgebung die Verwendung des gelben "Judensterns" verboten hat. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei auf Anfrage. Zuerst hatte der Bayerische Rundfunk (BR) darüber berichtet. Bei der Demonstration sei allerdings kein Verstoß gegen die Auflage registriert worden, sagte der Polizeisprecher.

Hintergrund des Verbots ist, dass auf einigen Corona-Kundgebungen der sogenannte Judenstern, eine den Juden von den Nationalsozialisten aufgezwungenen Kennzeichnung, mit der Inschrift "ungeimpft" gezeigt wurde. Damit sollen Assoziationen an die Verfolgung während der Nazi-Zeit geweckt werden. Dies will die Stadt München nun nicht mehr dulden. Laut Polizei droht bei einem Verstoß ein Bußgeld.

In Augsburg waren laut Polizei am Samstag etwa 800 Personen auf den Plärrer gekommen, um ihren Protest gegen die Einschränkung von Grundrechten auszudrücken. Eine kleine Gruppe von Gegendemonstranten aus dem Antifa-Spektrum war ebenfalls vertreten. Das gesamte Versammlungsgeschehen verlief nach Angaben der Polizei störungsfrei.

Im Stadtgebiet von Nürnberg waren gleich vier Protestveranstaltungen gegen die Corona-Beschränkungen angemeldet worden. Die größte der Versammlungen fand mit rund 400 Teilnehmern auf der Wöhrder Wiese statt. Sie verlief nach Polizeiangaben ebenso störungsfrei wie die beiden anderen Kundgebungen an der Meistersingerhalle und im Westpark. Für den Willy-Brandt-Platz war ebenfalls eine Kundgebung angemeldet worden. Dort erschien laut Polizei jedoch niemand.

Insgesamt scheint in Zusammenhang mit den weiteren Lockerungen auch die Protestwelle gegen die Einschränkungen allmählich abzuflauen. Die bei Anmeldung der Veranstaltungen angekündigten Teilnehmerzahlen wurden vielerorts nicht erreicht. So kamen laut Polizei in Würzburg nur 150 Menschen zu einer Kundgebung, die für 600 Personen angemeldet war. In Marktheidenfeld waren es 120 Demonstranten statt der angekündigten 320. Immerhin erreichte die Kundgebung in Schweinfurt mit etwa 300 Personen die angekündigte Teilnehmerzahl. In Aschaffenburg, wo zu einer Spontan-Demo aufgerufen wurde, erschien laut Polizei niemand.

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