Corona als Weckruf: BRK zieht erste Krisen-Bilanz
München - Die Wertschätzung immerhin steht sogar vor der Tür geschrieben: Seit einigen Tagen hängt vor der Landesgeschäftsstelle des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in München ein Transparent an einem Zaun, auf dem steht: "Selbst dieser Zaun ist zu kurz für die Worte, die es bedarf euch zu danken!"
Damit soll der Einsatz der Mitarbeiter der Hilfsorganisation gewürdigt werden – natürlich vor allem in der Corona-Krise. Zu diesem Zweck ist gestern auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gekommen. Er sprach den Mitarbeitern ein "herzliches Dankeschön" aus. "Ich habe riesigen Respekt davor, dass Sie sich Ihrer Verantwortung stellen, obgleich sie oftmals mit einem erhöhten Infektionsrisiko verbunden ist."

Corona-Krisenstab des BRK aktuell im Stand-by-Modus
Zudem erklärte Herrmann, dass die Klinikbetten in Deutschland und Bayern ausgereicht hätten, zeige, dass sich die Investitionen in Rettungsorganisationen und Krankenhäuser gelohnt hätten – kritischen Stimmen zum Trotz.
Der Krisenstab des BRK, in dem sich zeitweise bis zu 40 Mitarbeiter ausschließlich um den Katastrophenfall Corona kümmerten, ist zwar fürs Erste im Stand-by-Modus. Doch die Retter haben die teils dramatischen Anfangstage der Pandemie noch nicht vergessen – und appellieren deshalb an den Freistaat, daraus für die Zukunft zu lernen.
"Zeitweise wussten wir nicht, wie wir weitermachen sollen", erinnert sich Marie Praß-Cuenca, Rettungsassistentin und Einsatzleiterin in Dachau. Es fehlte vor allem an Material wie Schutzanzügen oder Masken.
Bisher 7.087 BRK-Einsätze im Zusammenhang mit Covid-19
BRK-Präsident Theo Zellner mahnt daher die Staatsregierung, man müsse das Augenmerk auf die Zukunft legen und Zentren mit entsprechender Bevorratung aufbauen. "Der Markt wird diese Themen nicht erledigen", so Zellner. Auch die Finanzierung ist ungeklärt: Das BRK habe unter anderem mehr als 113.000 Schutzkittel, knapp 129.000 Schutzanzüge und fast vier Millionen Masken beschafft, sagt Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk.
27 Millionen Euro hat der Verband investiert, bisher gab es nur sieben Millionen vom Gesundheitsministerium zurück – und die Finanzierung stockt. Laut BRK und Freistaat müssen die Krankenkassen die Mehraufwendungen erstatten, weigern sich jedoch, so Stärk zur AZ. Die Verhandlungen seien zäh. "Ich habe momentan kein gutes Gefühl."
Immerhin der Krisenstab kann aufatmen und erste Bilanz ziehen: 7.087 Einsätze hat es bisher im Zusammenhang mit Covid-19 gegeben – es werden nicht die letzten sein. Deshalb hat Zellner noch eine Bitte an jene, die gegen die Auflagen demonstrieren: "Denken Sie bitte auch an diejenigen, die danach, etwa als Rettungskräfte, mit den Folgen konfrontiert werden."
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